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Deutsche Sprachfähigkeit und Umgangssprache von Zuwanderern: DIW Berlin fordert mehr Sprachkurse

Pressemitteilung vom 13. Juni 2001

Über acht Millionen erwachsene Zuwanderer (ausländische Zuwanderer und Aussiedler) leben in Deutschland. Etwa ein Drittel von ihnen gibt an, nicht gut Deutsch zu sprechen. Von den ausländischen Zuwanderern sind es 40 %, von den Aussiedlern immerhin ein Viertel. Zu diesem Ergebnis kommt das DIW Berlin in seinem Wochenbericht 24/2001, in dem die aktuellen Daten seiner Erhebung Sozio-oekonomisches Panel (SOEP) vorgestellt werden. Die Zahlen der Erhebung zeigen, dass auch die sprachliche Integration der bereits in Deutschland lebenden Zuwanderer einer Unterstützung bedarf. Angesichts des hohen Anteils der Zuwanderer mit unzureichenden Deutschkenntnissen überrascht es nicht, dass nur 34 % Ausländer und nur 62% der Aussiedler im Alltag überwiegend Deutsch sprechen.
Den höchsten Anteil der überwiegend Deutsch Sprechenden findet man bei den älteren Aussiedlern (61 Jahre und älter), bei denen in der Stichprobe niemand die Sprache des Herkunftslandes als Umgangssprache nennt. Vergleichsweise wenig wird Deutsch als Alltagssprache von den Aussiedlern der mittleren Jahrgänge genannt. Offensichtlich wurde in dieser Altersgruppe in der Sowjetunion bereits nicht mehr überwiegend Deutsch gesprochen; zudem sind hier häufig auch Ehegatten und Familienangehörige enthalten, die selbst nicht den Kriterien der Aussiedler-Bestimmungen entsprechen mussten. Diese Aussiedler, die noch rund 30 bis 40 Jahre in Deutschland leben werden, sind wohl auf besonderes Sprachtraining angewiesen, wenn man ihre Deutschkenntnisse entscheidend verbessern will.

Ein zentrales Ergebnis der SOEP-Erhebung ist, dass die sprachliche Integration der aus der Türkei stammenden Zuwanderer gering ist. So sprechen nur 20 % der türkischen Zuwanderer im Alltag überwiegend deutsch, obwohl 70 % von ihnen dauerhaft bleiben möchten.

Das DIW Berlin kommt auch zu dem Ergebnis, dass gute Deutschkenntnisse von Zuwanderern am Arbeitsmarkt im Allgemeinen nicht honoriert werden, wenn sie nicht mit einer guten beruflichen Qualifikation verbunden sind. Bei einer hohen beruflichen Qualifikation ist es nicht notwendig, dass Zuwanderer bereits bei der Einreise gut deutsch sprechen.
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