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Bauwirtschaft in Deutschland profitiert vom Wohnungsneubau 

Pressemitteilung vom 26. November 2014

Bauvolumensrechnung des DIW Berlin: Wert der erbrachten Bauleistungen steigt 2014 real um 3,3 Prozent und 2015 um 2,1 Prozent – Bautätigkeit an bestehenden Gebäuden kommt in Schwung – Öffentlicher Bau gewinnt an Bedeutung

Die Bauwirtschaft bleibt eine wichtige Stütze der deutschen Konjunktur: Der neuesten Bauvolumensrechnung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) zufolge wird der Wert der erbrachten Bauleistungen in diesem und im nächsten Jahr weitaus schneller steigen als die Wirtschaftsleistung insgesamt – 2014 um preisbereinigt 3,3 Prozent und 2015 um 2,1 Prozent. „Nachdem das Bauvolumen in den vergangenen Jahren leicht rückläufig war, gibt es nun wieder kräftige Zuwächse“, sagen die DIW-Bauexperten Martin Gornig und Claus Michelsen. „Insbesondere der Wohnungsneubau erreicht allmählich seinen konjunkturellen Höhepunkt und steigt in diesem Jahr um fast zwölf Prozent.“ Auch die Baumaßnahmen an vorhandenen Gebäuden legen deutlich zu. Positive Impulse kommen zudem vom Wirtschaftsbau und öffentlichen Bau. Die kräftigen Zuwächse des laufenden Jahres werden sich im kommenden Jahr jedoch nicht wiederholen lassen. Zwar bleibt der Wohnungsbau vor allem aufgrund anhaltend günstiger Finanzierungsbedingungen und einer steigenden Nachfrage in Ballungsgebieten insgesamt stabil. Unter dem Eindruck der sich eintrübenden konjunkturellen Aussichten wird der Wirtschaftsbau im nächsten Jahr jedoch kaum noch wachsen. An Bedeutung gewinnen und die Dynamik der Bauwirtschaft maßgeblich tragen wird der öffentliche Bau.

Wohnungsbau trägt das Wachstum 2014 sowohl bei Neubau- als auch bei Bestandsmaßnahmen

Um noch genauere Einblicke in aktuelle Entwicklungen zu erhalten und die Prognosegüte zu erhöhen, haben die DIW-Forscher einen Indikator entwickelt, der es erstmals auch für ein laufendes Jahr erlaubt, das Bauvolumen in Bestands- und Neubaumaßnahmen aufzuschlüsseln. Die Bautätigkeit an bestehenden Gebäuden kommt demzufolge im Jahr 2014 in Schwung. Die stärksten Impulse gehen vom Wohnungsbau aus (plus 2,8 Prozent auf 131,4 Milliarden Euro), der aufgrund des äußerst milden Winters fulminant ins Jahr gestartet ist. Während die Dynamik bei den Bestandsmaßnahmen im Wirtschaftsbau nach einem starken Jahresbeginn allmählich abflaut, nimmt das Bestandsvolumen im öffentlichen Bau zu – unter anderem, weil sich die Finanzlage der Kommunen zusehends aufhellt. Insgesamt wird das Volumen der Baumaßnahmen an bestehenden Gebäuden im Nichtwohnungsbau – also im Wirtschaftsbau und im öffentlichen Bau – laut DIW-Prognose in diesem Jahr um 2,3 Prozent auf rund 55,3 Milliarden Euro steigen.

Noch kräftiger entwickelt sich das Neubauvolumen, das im Jahr 2014 um insgesamt 9,1 Prozent zulegen wird. Weil die Zinsen niedrig sind, mehr Zuwanderer ins Land kommen als Auswanderer das Land verlassen und andere Anlageformen weitgehend unattraktiv bleiben, werden in großem Umfang neue Wohnungen gebaut; den entsprechenden Wert beziffern die DIW-Experten Claus Michelsen und Martin Gornig auf 52,5 Milliarden Euro – ein Plus von 11,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Der Nichtwohnungsbau dürfte jedoch hinter der Zuwachsrate aus dem vergangenen Jahr zurückbleiben und mit einem Plus von 5,5 Prozent auf 33,7 Milliarden Euro deutlich weniger zunehmen als der Wohnungsbau. So könnten vor allem die Unternehmen angesichts der konjunkturellen Lage bereits genehmigte Investitionen in erweiterte Produktionskapazitäten zunächst zurückstellen.

Dynamik im Wirtschaftsbau flaut bereits wieder ab und kommt 2015 fast zum Erliegen

Die Dynamik der Bautätigkeit dürfte sich im kommenden Jahr deutlich abschwächen. Darauf deuten die rückläufigen Auftragseingänge im Bauhauptgewerbe genauso hin wie die Entwicklung der Baugenehmigungen – sowohl im Wohnungs- als auch im Nichtwohnungsbau. Vergleichsweise stabil bleiben dürfte der DIW-Prognose zufolge nach einem Plus von real 3,4 Prozent in diesem Jahr der Wohnungsbau – für Bestands- und Neubaumaßnahmen zusammen liegt der für das Jahr 2015 erwartete Anstieg bei 2,2 Prozent. „Auch deshalb, weil sich die Baukosten trotz der hohen Nachfrage nach Bauleistungen moderat entwickeln und nur wenig schneller steigen als der Verbraucherpreisindex“, sagt der DIW-Experte Claus Michelsen. Die diesjährige Belebung des Wirtschaftsbaus hingegen wird nur von kurzer Dauer sein: Für das kommende Jahr ist nach einem Plus von 2,7 Prozent in diesem Jahr lediglich noch ein Anstieg um 0,7 Prozent zu erwarten. Erst gegen Ende des Jahres 2015 dürften die Unternehmen ihre Investitionszurückhaltung im Zuge besserer Exportaussichten allmählich wieder ablegen.

Deutlich dynamischer wird sich im kommenden Jahr der öffentliche Bau entwickeln. Zum einen stellt der Bund zusätzliche Mittel für den Ausbau der Infrastruktur bereit, zum anderen werden weitere Gelder aus dem Fonds zur Beseitigung der im Sommer des vergangenen Jahres entstandenen Flutschäden fließen. Unter dem Strich kann der öffentliche Bau sein Expansionstempo sogar noch steigern: Nach einer Wachstumsrate von 4,3 Prozent in diesem Jahr rechnen die DIW-Experten mit 4,6 Prozent für das kommende Jahr. DIW-Forscher Martin Gornig: „Der Neubau und die Renovierung öffentlicher Gebäude werden in den kommenden Jahren eine wichtige Rolle für die Bauwirtschaft spielen. Wenn der Bund in den Jahren 2016 bis 2018 wie angekündigt zusätzliche zehn Milliarden Euro bereitstellt, dürfte dies mittelfristig der Baubranche weiteren Schwung verleihen.“

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