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Deutsche Wirtschaft nach durchwachsenem Vorjahr wieder auf Kurs

Pressemitteilung vom 15. Januar 2015

Die deutsche Wirtschaft ist laut Vorabschätzung des Statistischen Bundesamtes im vergangenen Jahr um 1,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr gewachsen. Obwohl die Rate damit deutlich höher war als in den beiden Vorjahren, war die konjunkturelle Dynamik nach Einschätzung der Konjunkturexperten des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) eher schwach: „Bei genauerer Betrachtung trat die deutsche Wirtschaft den Großteil des Jahres auf der Stelle“, sagt DIW-Konjunkturchef Ferdinand Fichtner. „Eigentlich war es nur der kräftige Start ins Jahr 2014, der zu diesem guten Ergebnis geführt hat – und dieser war auch einem ausgesprochen milden Winter zu verdanken“, so Fichtner weiter. Der Außenhandel hat im Verlauf per Saldo nur leicht zum Wachstum beigetragen, die Investitionen haben sogar gedämpft. Nur der Konsum hat deutlich angezogen; hierzu haben der anhaltende Beschäftigungsaufbau und die spürbaren Lohnzuwächse beigetragen.

Im Jahr 2015 dürfte die Entwicklung der deutschen Wirtschaft nach DIW-Einschätzung wieder kräftiger sein. Vor allem der Konsum wird das Wachstum ankurbeln, allmählich dürften aber auch die Investitionen und der Außenhandel anziehen. Der Einbruch der Ölpreise, aber auch die günstige Entwicklung am Arbeitsmarkt wird die Wirtschaft anschieben. Dabei ist nach DIW-Einschätzung weiterhin höchst unsicher, ob und in welchem Ausmaß die Einführung des allgemeinen gesetzlichen Mindestlohns zu Beschäftigungsverlusten führen wird. Zu messbaren Vorzieheffekten ist es aber nicht gekommen: „Man hätte erwarten können, dass die Unternehmen schon in den letzten Monaten des vergangenen Jahres mit Stellenstreichungen auf die absehbare Einführung des Mindestlohns reagieren“, erläutert DIW-Deutschlandexperte Simon Junker. Stattdessen sei die Entwicklung am Arbeitsmarkt robust gewesen: „Das könnte dafür sprechen, dass die Beschäftigungsverluste in Folge der Einführung des Mindestlohns doch nicht so hoch sein werden wie von einigen befürchtet“, so Junker weiter.

Die Risiken für das Wirtschaftswachstum im Jahr 2015 sind nach DIW-Einschätzung allerdings hoch. Die Krise in Russland ist weiter mit Gefahren insbesondere für die Stabilität der Finanzmärkte verbunden; gerade im Euroraum sind die Märkte immer noch fragil. Auch eine frühere oder stärker als erwartete Erhöhung der Leitzinsen in den Vereinigten Staaten könnte, ebenso wie die fortgesetzten politischen Unstimmigkeiten über die Fortsetzung des Reformkurses in der europäischen Währungsunion, zu wieder steigender Nervosität an den Märkten führen. „Wenn die Finanzmärkte im Jahr 2015 erneut in Turbulenzen geraten, dann kann es mit der eigentlich günstigen Konjunktur in Deutschland schnell wieder vorbei sein“, warnt Fichtner.

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