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Betriebliche Unterstützung bei der Kinderbetreuung steigert Zufriedenheit der Mütter - die der Väter nicht

Pressemitteilung vom 9. März 2016

DIW-Studie untersucht, wie sich die Zufriedenheit erwerbstätiger Eltern ändert, wenn ihr Arbeitgeber Maßnahmen zur besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie einführt

Hilft der Arbeitgeber bei der Kinderbetreuung, steigen die Arbeits- und die allgemeine Lebenszufriedenheit der im Unternehmen tätigen Mütter. Die Zufriedenheit der Väter hingegen bleibt weitestgehend unberührt. Das zeigt eine Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin), die im aktuellen Wochenbericht 10/2016 veröffentlicht wurde. Die DIW-Expertin Johanna Storck hat gemeinsam mit Verena Lauber von der Universität Heidelberg untersucht, wie sich die Zufriedenheit arbeitender Eltern ändert, wenn ihr Unternehmen eine betriebliche Unterstützung bei der Kinderbetreuung einführt, etwa indem es Kita-Plätze zur Verfügung stellt oder finanzielle Unterstützung zur Kinderbetreuung leistet. Wie Daten der SOEP-Zusatz-Stichprobe „Familien in Deutschland“ zeigen, wirkt sich dies nur auf die Mütter aus. „Möglich ist, dass Väter von dem Problem der Vereinbarkeit weniger belastet sind oder dass für Väter eher Maßnahmen wichtig wären, die ihnen erlauben, mehr Zeit mit Familie und Kindern zu verbringen“, urteilen die Autorinnen.

Stichwort SOEP

Das Sozio-oekonomische Panel (SOEP) ist eine Multi-Kohortenbefragung, die seit 1984 durchgeführt wird. Für die unter dem Dach der Leibniz-Gemeinschaft am DIW Berlin geleitete Studie werden zur Zeit jedes Jahr in Deutschland etwa 30.000 Personen in fast 15.000 Haushalten von TNS Infratest Sozialforschung (München) in persönlichen Interviews befragt. Beispielsweise geben diese Auskunft zu persönlichen Einstellungen und politischen Ansichten, Einkommen, Erwerbstätigkeit, Bildung oder Gesundheit. Da jedes Jahr in etwa dieselben Personen befragt werden, können langfristige psychologische, wirtschaftliche, gesellschaftliche und soziale Entwicklungen aufgezeigt werden.

Immer mehr Arbeitgeber investieren in Deutschland in Maßnahmen zur Verbesserung von Beruf und Familie. Und das aus guten Gründen: Zwar gehen hierzulande immer mehr Mütter einer Beschäftigung nach (die Erwerbstätigkeit von Frauen mit Kindern stieg von 59 Prozent im Jahr 2000 auf 66 Prozent im Jahr 2012), viele von ihnen arbeiten jedoch weiterhin nur in Teilzeit. Im internationalen Vergleich schneidet Deutschland in puncto Vereinbarkeit schlecht ab. Während in den G20-Staaten insgesamt 47 Prozent der Frauen glauben, Kinder haben zu können, ohne ihrer Karriere zu schaden, sind es in Deutschland nur 21 Prozent. Von Maßnahmen zur besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf können auch die Arbeitgeber profitieren, etwa wenn sich dadurch die Erwerbsbeteiligung von Müttern erhöht oder über eine höhere Zufriedenheit die Produktivität steigt und die Fehlzeiten sinken.

Während die Unternehmen bislang meist auf flexible Arbeitszeiten oder Möglichkeiten zur Heimarbeit setzen, um die Vereinbarkeit von Beruf und Kindern zu verbessern, ist in den letzten Jahren zunehmend auch die Kinderbetreuung in den Fokus gerückt. Die Anzahl der Betriebskindergärten hat sich in Deutschland von 307 im Jahr 2006 auf 668 im Jahr 2014 mehr als verdoppelt. Weitere Unternehmen halten Belegplätze für die Kinder ihrer Beschäftigten in öffentlichen Einrichtungen vor, helfen bei der Suche nach einer geeigneten Kita oder bieten finanzielle Unterstützung bei der Kinderbetreuung an. Führt ein Unternehmen solche Maßnahmen ein, das zeigen Lauber und Storck anhand der Studie „Familien in Deutschland“, die seit 2014 Teil des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) ist, steigt wie zu vermuten die Zufriedenheit der Mütter mit der Arbeit und den Möglichkeiten der Kinderbetreuung. Darüber hinaus wird auch die allgemeine Zufriedenheit der Mütter statistisch signifikant gesteigert. Die Zufriedenheit der Väter ändert sich jedoch in keinem der Bereiche.

Links

Interview mit Johanna Storck (Print (PDF, 130.76 KB) und
O-Ton von Johanna Storck
Väter werden von betrieblicher Unterstützung bei der Kinderbetreuung kaum entlastet - Sieben Fragen an Johanna Storck
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