Direkt zum Inhalt

BIP-indexierte Kredite

BIP-indexierte Kredite

Diese Art von Krediten wurde insbesondere in den Jahren 2014 und 2015 im Zusammenhang mit der Schuldenkrise Griechenlands diskutiert. 

Sind Kredite BIP-indexiert, dann hängt die Höhe der Zinsen, die Länder für diese Kredite zahlen müssen, von der Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts ab. Konkret würde eine solche Kopplung der Kreditzinsen an die Wirtschaftskraft bedeuten, dass ein Land im Falle eines hohen Wachstums mehr Zinsen zahlt als in Zeiten schwachen Wachstums. Das Instrument bietet damit eine Art Versicherungsleistung gegenüber konjunkturellen Schwankungen.

Die Versicherungswirkung von BIP-indexierten Krediten hätte gleich mehrere Vorteile: Erstens würde sie die Wahrscheinlichkeit einer Zahlungsunfähigkeit des kreditnehmenden Landes reduzieren. Zwar würden Kreditgeber eine Risikoprämie für die nun schwankenden Zinszahlungen verlangen. Aber insgesamt dürften die Finanzierungskosten am Kapitalmarkt für ein Land sinken.

Zweitens würden BIP-indexierte Kredite stärkere Anreize für Länder in einer Schuldenkrise setzen, Eigenverantwortung für Reformen zu übernehmen und damit deren Erfolgschancen zu verbessern. Dies ist implizit in der Versicherungswirkung begründet: Eine kurzfristig schmerzhafte Reform wird durch eine automatische Gegenbewegung bei der Zinslast abgemildert.

Drittens käme es zu einer makroökonomischen Stabilisierung, da die Regierung weniger gezwungen wäre, eine prozyklische Fiskalpolitik zu verfolgen.

Viertens ergäben sich auch Chancen für Kreditgeber am Kapitalmarkt, da die Rückzahlungen der Kredite langfristig höher ausfallen könnten und Kreditgeber damit an den Wachstumsmöglichkeiten partizipieren.

Das DIW Berlin hat im Jahr 2014 die Auswirkungen BIP-indexierter Kredite für Griechenland analysiert. Den Berechnungen zufolge könnte eine Kopplung der Zinszahlungen an das griechische Wirtschaftswachstum dessen Schwankungsbreite um 20 Prozent reduzieren und die Ausfallwahrscheinlichkeit griechischer Schulden auf vier bis fünf Prozent verringern. Dass Griechenland ein mögliches Wirtschaftswachstum absichtlich drosseln könnte, um höheren Zinszahlungen zu entgehen, ist indes nicht zu befürchten: Die DIW-Berechnungen zeigen, dass von einem Prozentpunkt zusätzlichen Wachstums lediglich ein Fünftel in Form höherer Zinsen an die Gläubiger ginge.

Marcel Fratzscher on GDP-linked Loans for Greece - 
play_arrow Video ansehen

Beim Abspielen des Videos gelangen Sie auf die Webseite von YouTube, die Daten von Ihnen sammelt.
Mehr erfahren Sie in unseren Datenschutzbestimmungen.

Marcel Fratzscher on GDP-linked Loans for Greece:

Das DIW Glossar

Das DIW Glossar ist eine Sammlung von Begriffen, die in der wissenschaftlichen Arbeit des Instituts häufig verwendet werden. Die hier gelieferten Definitionen sollen dem besseren Verständnis der DIW-Publikationen dienen und wichtige Begriffe aus der empirischen Wirtschafts- und Sozialforschung so prägnant wie möglich erklären. Das Glossar hat keinen Anspruch auf lexikalische Vollständigkeit.

keyboard_arrow_up