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Arbeitskreis unterstützt zeithistorische Forschung bei Nutzung von Statistiken und Erhebungen

Pressemitteilung vom 6. Juni 2016

Für Zeithistoriker sind amtliche Statistiken und Datenerhebungen von zunehmendem wissenschaftlichem Interesse. Bislang werden diese Quellen vornehmlich von Sozial- und Wirtschaftswissenschaftlern analysiert. Die Sozialwissenschaften beziehen wiederum zunehmend historische Perspektiven in ihre Forschung ein. Diese Entwicklungen greift eine neue Kooperation zwischen der Universität Trier, dem Sozio-oekonomischen Panel (SOEP) und der Werner Reimers Stiftung auf. Der interdisziplinäre Arbeitskreis „Archiv sozial- und wirtschaftswissenschaftlicher Erhebungen und amtlicher Statistiken Deutschlands nach 1945“ nimmt jetzt seine Arbeit auf.

Unter der Leitung von Prof. Lutz Raphael (Universität Trier) und Prof. Gert G. Wagner (SOEP am DIW Berlin) unterstützt der Arbeitskreis die Forschung zeithistorischer Projekte bei der quellenkritischen Auswertung und Nutzung von Statistiken und sozial- und wirtschaftswissenschaftlichen Erhebungen.

Mikrodaten der amtlichen Statistik, Survey- und Paneldaten sozial- und wirtschaftswissenschaftlicher Forschungseinrichtungen und vielfältige qualitative und quantitative Datenerhebungen: Zeithistoriker beschäftigen sich nicht mehr allein mit „historischem“ Archivmaterial, für sie werden zunehmend auch solche Quellenbestände relevant, die bislang in erster Linie von Sozial- und Wirtschaftswissenschaftlern analysiert wurden (statistische Mikrodaten, also das archivierte „Rohmaterial“ von Statistiken). Doch die Einbindung von Mikrodaten-Archiven in zeithistorische Untersuchungen birgt methodische und konzeptionelle Herausforderungen: Eine quellenkritische Übernahme sozial- oder wirtschaftswissenschaftlicher Mikrodaten kann nur dort gewährleistet sein, wo umfassende Kenntnisse in der Auswertung statistischer Mikrodaten vorhanden sind – was in der Geschichtswissenschaft bisher nicht ausreichend der Fall ist. Ein Umstand, den der Zusammenschluss aus Zeithistorikern und Sozialwissenschaftlern ändern will.

Ebenso greift der neue Arbeitskreis eine korrespondierende Entwicklung in den Sozialwissenschaften auf, die auf eine zunehmende Einbeziehung „historischer“ Perspektiven und die Betrachtung längerer Untersuchungszeiträume abzielt. Gleichzeitig wird sich der Arbeitskreis mit den methodischen Herausforderungen beschäftigen, welche mit der Auswertung und Verknüpfung der zunehmend in digitalem Format vorliegenden Daten verbunden sind.

Initiatoren des Arbeitskreises sind Lutz Raphael, Professor für Neuere und Neueste Geschichte (Universität Trier), und Gert G. Wagner, Professor für Empirische Wirtschaftsforschung und Wirtschaftspolitik (TU Berlin) und für die sozialwissenschaftliche Infrastruktureinrichtung SOEP zuständiges Vorstandsmitglied des DIW Berlin. Raphael und Wagner sehen angesichts der neuen Entwicklungen in den verschiedenen Disziplinen großen Handlungsbedarf. Im neuen Arbeitskreis wollen sie in den nächsten Jahren infrastrukturelle Grundlagen für die historisch-kritische Auswertung der Amtlichen Statistik schaffen und eine kritische Diskussion fachspezifischer Perspektiven und Ergebnisse der Forschung führen.

Der Arbeitskreis wird zweimal jährlich auf Einladung der Werner Reimers Stiftung in Bad Homburg tagen. Die Stiftung, die ihre Mitwirkung für zunächst vier Jahre zugesagt hat, stellt zudem den Einbezug des Forschungskollegs Humanwissenschaften sicher, der gemeinsamen Initiative mit der Goethe-Universität, Frankfurt am Main.

Kontakt:
Prof. Dr. Lutz Raphael, raphael@uni-trier.de
Prof. Dr. Gert G. Wagner, officewagner@diw.de

Reimers Stiftung:
Dr. Albrecht Graf von Kalnein, a.kalnein@reimers-stiftung.de
Dr. Antje Eichler, antje.eichler@reimers-stiftung.de

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