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Unternehmer sind anders: offener, extravertierter und risikofreudiger als Angestellte

Pressemitteilung vom 16. März 2011

DIW/IZA-Studie untersucht Zusammenhang zwischen Persönlichkeit und Selbständigkeit

Wissenschaftler vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin und dem Institut zur Zukunft der Arbeit (IZA) in Bonn haben sich auf Spurensuche nach dem sprichwörtlichen „Unternehmergeist“ begeben und die Persönlichkeit von Selbständigen und Angestellten verglichen. Das Ergebnis ihrer Studie: Unternehmer sind anders. „Sie sind deutlich offener für Erfahrungen, extrovertierter und risikofreudiger als Angestellte“, sagt DIW-Forschungsdirektor Alexander Kritikos. „Zudem glauben sie wesentlich stärker, dass ihr beruflicher Erfolg vor allem von ihnen selbst und weniger von äußeren Umständen bestimmt wird. Psychologen nennen das internale Kontrollüberzeugung.“ Die individuellen Persönlichkeitsmerkmale, so fanden die Forscher heraus, haben aber nicht nur Einfluss darauf, ob sich ein Mensch in seinem Leben für die Selbständigkeit entscheidet. Sie wirken sich auch auf den Erfolg aus. „Personen mit besonders hoher oder niedriger Risikofreude zum Beispiel haben im Durchschnitt weniger Erfolg in der Selbständigkeit als Personen mit einer mittleren Risikobereitschaft“, sagt Kritikos. Eher schädlich für die Selbständigkeit wirkt sich offenbar eine hohe Verträglichkeit aus.

Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) ist das größte Wirtschaftsforschungsinstitut in Deutschland.  Kernaufgaben sind die anwendungsorientierte Wirtschaftsforschung und die wirtschaftspolitische Beratung. Das DIW wurde 1925
als Institut für Konjunkturforschung gegründet und ist Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft.

Das Forschungsinstitut zur Zukunft der Arbeit (IZA Bonn) ist ein international führendes wissenschaftliches Institut auf dem Gebiet der Arbeitsökonomie. Neben der Grundlagenforschung widmet sich das Institut intensiv der Politikberatung zu Fragen des Arbeitsmarkts und erstellt regelmäßig Auftragsgutachten für Ministerien und andere öffentliche Auftraggeber.

Das Sozio-oekonomische Panel (SOEP) ist eine seit 1984 laufende Langzeitbefragung von 11 000 privaten Haushalten in Deutschland. Im Auftrag des DIW Berlin werden jedes Jahr über 20 000  Personen von TNS Infratest Sozialforschung befragt. Das SOEP gibt u.a. Auskunft über Einkommen, Erwerbstätigkeit, Bildung und Familiensituation der Befragten.

Nur etwa zehn Prozent aller Erwerbstätigen in Deutschland sind selbständig. Die Experten von DIW und IZA gingen aber nicht nur der Frage nach, ob diese Minderheit andere Persönlichkeitsmerkmale aufweist als das große Heer der Angestellten. Als erste Forschungsgruppe setzte sich das Team auch systematisch mit der Frage auseinander, welche Eigenschaften den Schritt in die Selbständigkeit sowie den Erfolg wahrscheinlicher machen. Um den Zusammenhang zwischen Persönlichkeit und Selbständigkeit zu untersuchen, nutzen die Forscher Messungen im Sozio-oekonomischen Panel (SOEP) zur Risikobereitschaft, der Kontrollüberzeugung und den so genannten „Big Five“: In der Psychologie gelten diese fünf Persönlichkeitsfaktoren (Emotionale Stabilität, Extraversion, Offenheit für Erfahrungen, Verträglichkeit und Gewissenhaftigkeit) über die Zeit hinweg als stabil.

Während Personen mit hohen Werten bei „Offenheit“, „Emotionaler Stabilität“ und „Extraversion“ sich häufiger selbständig machen, kehren Personen mit großer Verträglichkeit der Selbständigkeit schneller wieder den Rücken. Geringere Verträglichkeit, so vermuten die Forscher, könnte den Unternehmern eher helfen, Verhandlungen zu ihrem Vorteil zu führen. Auch hohe Werte bei Risikobereitschaft, der Kontrollüberzeugung und beim Vertrauen in andere Menschen wirken sich positiv auf die Entscheidung aus, sich selbständig zu machen. Andere Merkmale - wie zum Beispiel die Impulsivität - beeinflussen der Studie zufolge diese Entscheidung nicht. „Anbieter von Programmen zur Begleitung und Unterstützung von Selbständigen können ihre Konzepte deutlich verbessern, wenn sie diese im Sinne einer ‚personalisierten Unterstützung‘ gezielt auf Stärken und Schwächen der jeweiligen Gründer und junge Unternehmer abstimmen“, so Kritikos.

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