Pressemitteilung vom 11. September 2013
Die DIW-Ökonomen Alexander Schiersch und Martin Gornig haben die unterschiedliche Bedeutung der Wissenswirtschaft (forschungsintensive Industrien und wissensintensive Dienstleistungen) anhand ihrer Wertschöpfungsanteile in den einzelnen Euroländern der Jahre 2000 bis 2010 untersucht und dabei geprüft, ob die Heterogenität eher zugenommen (Divergenz) oder abgenommen hat (Konvergenz). Die Wirtschaft der Eurozone ist stark auf forschungsintensive Industrien spezialisiert. In den einzelnen Ländern ist die Bedeutung dieser Industrien jedoch sehr unterschiedlich. Mit einem Wertschöpfungsanteil von etwa elf Prozent ist sie in Deutschland besonders hoch. Zum Vergleich: In Frankreich hat die hochtechnologische Industrie einen Wertschöpfungsanteil von nur 3,5 Prozent. Der Durchschnitt der Euroländer liegt bei etwa sechs Prozent.
Betrachtet man allein die Sektoren der industriellen Spitzentechnologie (Pharmazie, Messtechnik, EDV), so hat die Heterogenität in den Jahren 2000 bis 2010 deutlich abgenommen. Bei der Hochtechnologie (Straßenfahrzeugbau, Maschinenbau, Elektrotechnik, Chemie) war die Heterogenität bereits im Jahr 2000 weniger stark ausgeprägt als bei der Spitzentechnologie, sank aber im Zeitverlauf nicht. Die Autoren der Studie vermuten, dass einheitlichere Rahmenbedingungen, zunehmende Unternehmensvernetzung und der damit verbundene Technologietransfer eine wichtige Rolle bei der Angleichung insbesondere der industriellen Spitzentechnologie spielen.
Wachsende Bedeutung, aber Heterogenität bei den Dienstleistungen
Anders als die spitzen- und hochtechnologischen Industrien haben die wissensintensiven Dienstleistungen in allen Ländern an Bedeutung gewonnen. Die nationalen Unterschiede haben hier seit der Einführung des Euro eher zugenommen. Als Ursache dafür sehen die DIW-Experten vor allem die immer noch geringe internationale Vernetzung von Dienstleistungen. „Die einheitliche Währung und die EU-Dienstleistungsrichtlinie haben sich offenbar eher im Bereich der einfachen, preissensiblen Dienstleistungen ausgewirkt; bei wissensintensiven Dienstleistungen überwiegen immer noch nationale Regulierungssysteme“, vermutet Martin Gornig.