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Ausländische Unternehmen investieren in Deutschland weniger in Forschung und Entwicklung

Pressemitteilung vom 8. Juni 2016

Studie des DIW Berlin: Anteil auslandskontrollierter Unternehmen an FuE-Aktivitäten sinkt – Insgesamt sind die FuE-Ausgaben aber gestiegen, weil heimische Unternehmen deutlich mehr Geld ausgeben – Auslandskontrollierte Unternehmen investieren stärker in Spitzentechnologien und zuletzt vermehrt in mittelgroße Unternehmen

Die Investitionen privater Unternehmen in Forschung und Entwicklung (FuE) sind zwischen 2011 und 2013 weiter gestiegen. Dabei investierten Unternehmen, die mehrheitlich vom Ausland aus kontrolliert werden, weniger in FuE als in den Jahren zuvor. Heimische Unternehmen gaben demgegenüber allerdings mehr Geld für FuE aus und stockten dafür auch ihr Personal auf. Das zeigt eine neue Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin). Für ihre Analyse haben Heike Belitz und Alexander Eickelpasch aus der Abteilung Unternehmen und Märkte des DIW Berlin Daten der Wissenschaftsstatistik des Stifterverbands und die Kostenstrukturerhebung des Statistischen Bundesamtes ausgewertet. Dabei zeigte sich auch, dass forschende Unternehmen produktiver sind: „Die Produktivität der forschenden Unternehmen überstieg die der nicht-forschenden im Jahr 2010 um etwa 60 Prozent“, so Eickelpasch.

Forschende Unternehmen sind produktiver

Fast zwölf Milliarden Euro haben alle ausländischen Unternehmen zusammengenommen im Jahr 2013 in Deutschland für FuE ausgegeben – das war mehr als eine Milliarde Euro weniger als noch 2011. Die Zahl der FuE-Beschäftigten ist in diesen Unternehmen von 90.900 auf 80.800 Personen gesunken. „Allerdings investieren ausländische Unternehmen mit 37 Prozent einen relativ großen Anteil ihrer FuE-Aufwendungen in Spitzentechnologiebranchen wie der Pharmaindustrie und dem  Luft- und Raumfahrzeugbau – in deutschen Unternehmen sind es mit nur 21 Prozent deutlich weniger“, sagt Belitz.

Forschende Unternehmen sind wie erwartet deutlich effizienter als nicht-forschende. Die DIW-Studie zeigt zudem, dass ausländisch kontrollierte forschende Unternehmen eine um 13 Prozent höhere Arbeitsproduktivität aufweisen als einheimische. „Auslandskontrollierte Unternehmen sind oft ein Teil multinationaler Unternehmen, die von ihrer internationalen Präsenz profitieren, während das nicht bei allen forschenden einheimischen Unternehmen der Fall ist“, begründet Eickelpasch den Unterschied.

Deutschland bleibt ein attraktiver Forschungsstandort

Auslandskontrollierte Unternehmen haben in Deutschland im Vergleich zu Ländern wie Großbritannien und Frankreich einen geringeren Anteil an den privaten FuE-Investitionen. Allerdings ist das FuE-Aufkommen aller in Deutschland ansässigen Unternehmen in Relation zum Bruttoinlandsprodukt deutlich höher. Die Beiträge auslandskontrollierter Unternehmen zu FuE sind also für sich genommen noch kein Beleg für attraktive Standortbedingungen. Belitz und Eickelpasch werten den zuletzt beobachteten Rückgang von FuE-Aktivitäten in diesen Unternehmen daher nicht als Zeichen abnehmender Attraktivität des deutschen Forschungsstandorts, zumal der Rückgang eher auf einzelne Entscheidungen größerer Unternehmen zurückgeht, als dass er einem generellen Trend entspräche: Denn bei den mittelgroßen auslandskontrollierten Unternehmen sind die FuE-Ausgaben in den Jahren 2011 bis 2013 sogar gestiegen.

Links

Interview: "Deutschland bleibt für ausländische Unternehmen ein wichtiger Forschungsstandort" - Fünf Fragen an Alexander Eickelpasch (Print (PDF, 106.11 KB) und
O-Ton von Alexander Eickelpasch
Deutschland bleibt für ausländische Unternehmen ein wichtiger Forschungsstandort - Fünf Fragen an Alexander Eickelpasch
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