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DIW-Forscher untersuchen Verbraucherentscheidungen zum Schutz ihrer persönlichen Daten

Pressemitteilung vom 29. Februar 2012

Bislang größtes Laborexperiment im Forschungsbereich "Ökonomie der Privatsphäre" in Europa 

Ist Kunden von Online-Diensten ihre Privatsphäre etwas wert? Und wie verändert sich ihre Wertschätzung, wenn eine Personalisierung der Online-Dienstleistung angeboten wird? Diese Frage steht im Zentrum eines groß angelegten Forschungsprojekts von Forschern am DIW Berlin, welches kürzlich abgeschlossen wurde. „Unsere Tests zeigen, dass es einen signifikanten Anteil von Verbrauchern gibt, die ein datenschutz-freundliches Angebot wählen, sofern dieses nicht einen Preisnachteil für sie erbringt“, fasst Nicola Jentzsch, die Leiterin des Projektes und Wissenschaftlerin am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin), ihre Beobachtungen zusammen. Die Studie, die für die Europäische Agentur für Netz- und Informationssicherheit (Enisa) durchgeführt wurde, basiert auf dem größten Laborexperiment,  das bislang in dem Forschungsbereich ‘Ökonomie der Privatsphäre’ in Europa durchgeführt wurde.

Die Tests im Labor und im Feld zeigen, dass unter bestimmten Umständen Verbraucher ein datenschutz-freundliches Angebot einem vergleichbaren, aber weniger datenschutz-freundlichen Angebot vorziehen. Hierzu muss klar sein, welcher der Anbieter weniger persönliche Daten sammelt als der Konkurrent und es dürfen keine großen Preisunterschiede zwischen den Angeboten bestehen. Aber selbst bei Preisunterschieden, wählt ein Teil der Verbraucher das datenschutz-freundlichere Angebot. „30% der Verbraucher sind sogar bereit 50 Cent extra zu bezahlen, um nicht ihre Mobilrufnummer angeben zu müssen“, stellt Sören Preibusch, Forscher an der University of Cambridge und Mitautor der Studie, fest.  Das sei ein  eindrückliches Signal an Online-Anbieter, dass sich Datenschutz-Freundlichkeit lohne.Um Entscheidungen über persönliche Daten bei Internet-Käufen zu untersuchen, haben die Forscher seit Juni 2011 Laborexperimente an einer Berliner Universität mit insgesamt 443 Teilnehmern durchgeführt. In dem Experiment wurden von zwei Firmen online Kinokarten real an die Teilnehmer verkauft. Neben dem Laborexperiment haben die Wissenschaftler auch ein Feldexperiment durchgeführt, so konnten Internet-Nutzer bei einem Kinoportal Karten kaufen.

Hintergrund der Studie ist nicht nur die momentane Überarbeitung der Europäischen Datenschutzrichtlinie, sondern auch die Beobachtung, dass Verbraucher anscheinend mehr und mehr persönliche Informationen im Internet über sich preisgeben. Verbraucher müssen aber ihre Entscheidungen oft in einer Umgebung fällen, die geprägt ist von wenig transparenten Datenschutz-Erklärungen und allgemeinen, wenig erhellenden Information zu den Informationspraktiken der Firmen in Bezug auf die gesammelten Daten. „Damit Verbraucher besser ihre Datenschutz-Präferenzen zum Ausdruck bringen können, empfehlen wir der Europäischen Kommission für sehr viel mehr Klarheit bei den Angeboten zu sorgen“, so Jentzsch. So müssten Verbraucher befähigt werden, verschiedene Anbieter besser in Bezug auf deren Umgang mit persönlichen Daten vergleichen zu können, ohne dass dies ihre Kaufentscheidung unnötig verkompliziere.

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