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Wasserwirtschaft im Umbruch: Hessen Vorreiter für sinkende Preise

Pressemitteilung vom 4. März 2009

Das Vorgehen der Landeskartellbehörde in Hessen gegen mehrere kommunale Wasserunternehmen könnte Modellcharakter für Deutschland haben und die überfällige Regulierung der Wasserversorgung anstoßen. "Die Wasserpreise werden in naher Zukunft mit Sicherheit sinken", sagte Christian von Hirschhausen, DIW-Experte für Infrastrukturpolitik. Ziel müsse eine Regulierung analog der Energie- und Telekommunikationsmärkte sein.
Die Wasserwirtschaft ist ein natürliches Monopol und im Gegensatz zu Elektrizität und Telekommunikation in Deutschland bisher nicht reguliert. Die Folge sind überhöhte Wasserpreise im internationalen Vergleich und enorme Preisunterschiede innerhalb Deutschlands."Der Preis für einen Kubikmeter Wasser schwankt zwischen 50 Cent und 4 Euro", so Christian von Hirschhausen."Diese Unterschiede sind kaum durch strukturelle Unterschiede der Versorgungsgebiete zu erklären. Hauptursache dafür ist ineffizientes Wirtschaften." Anreize zur Kostenminimierung fehlen Angemessene Preise werden vor allem durch Anreizregulierung erzielt. Das heißt, die Unternehmen erhalten durch Auflagen der Regulierungsbehörde einen Anreiz zur Kostensenkung, etwa in Form von Vorgaben für Preis- oder Erlösgrenzen. So können sie ihre Kosten nicht mehr einfach auf die Preise überwälzen. In Wetzlar, Frankfurt und Kassel erwirkte die Kartellbehörde auf diese Weise bereits drastische Preissenkungen um bis zu 30 Prozent. Dies entspricht einer Ersparnis von über 100 Euro jährlich für einen Vier-Personenhaushalt. Weitere Gemeinden und andere Bundesländer werden dem hessischen Vorbild folgen. Bei der Regulierung der Wasserversorgung sollte genau geprüft werden, inwieweit die positiven Erfahrungen bei der Regulierung der Energie- und Telekommunikationsmärkte auf die Wasserwirtschaft übertragbar sind. Wichtig ist, dass alle Preise und Gebühren in die Anreizregulierung einbezogen und die Unternehmen verpflichtet werden, vergleichbare Daten zu liefern. Ergänzend sollten moderne wissenschaftliche Benchmarking-Methoden angewendet werden. Fallende Preise in der Wasserwirtschaft – Hessen auf dem Vormarsch. Von Christian von Hirschhausen, Astrid Cullmann, Matthias Walter und Michael Zschille. In: Wochenbericht 10/2009

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