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Grußwort 25 Wellen SOEP

Berlin, im Januar 2008

Im Januar des Jahres 2008 begann die Feldarbeit der 25. Welle des SOEP. Im Herbst 2009 stehen Ihnen dann etwa 2.500 anonymisierte Datensätze von Personen zur Auswertung zur Verfügung, die seit 1984 ununterbrochen, d. h. 25 Mal, an Befragungen teilgenommen haben (westdeutsche Teilstichproben A und B). Im Jahr 2009 wird auch bereits die 20. Welle der Teilstichprobe C in Ostdeutschland erhoben. Und 2010 wird die jüngste Teilstichprobe des SOEP (Auffrischungsstichprobe H) schon zum fünften Mal ins Feld gehen.

Niemand hatte sich Anfang der 80er Jahre, als das SOEP konzipiert und erstmals gefördert wurde (seit 1982 von der DFG), den wissenschaftlichen Erfolg und die lange Laufzeit dieser Längsschnittstudie vorstellen können. Das wird auch in einem Rückblick des SOEP-Gründers Hans-Jürgen Krupp sehr deutlich (er ist als SOEPpaper auf deutsch und englisch erschienen). Hans-Jürgen Krupp dankt auch zu Recht den vielen KollegInnen, die damals intensiv mitgeholfen haben, das SOEP auf die Schiene  zu setzen. Hier seien die bisherigen Beiratsvorsitzenden exemplarisch genannt: Bernhard Schäfers, Hartmut Esser, Klaus F. Zimmermann, Dan Hamermesh und Gisela Trommsdorff. Sie stehen für die Vernetzung des SOEP in der Scientific Community – und die Unterstützung, die das SOEP immer erfahren hat. Anlässlich der Juli-Konferenz erschien Heft 3/2008 der DIW Zeitschrift „Vierteljahrshefte zur Wirtschaftsforschung“ mit einem ausführlichen Rückblick. Er macht deutlich:
Das SOEP-Team in Berlin hat in diesen 25 Jahren nicht nur die Existenz des SOEP-Längsschnitts gesichert, sondern sich auch erfolgreich - wie wir überzeugt sind - bemüht, die Aussagekraft der erhobenen Daten zu verbessern: In den 90er Jahren und 2002 durch die bessere Repräsentanz der Bevölkerung in Deutschland (Ostdeutsche, Zuwanderer und Hocheinkommensbezieher) und seit 2001 durch stetige Verbesserung der Erhebungsinstrumente (u.a. altersspezifische Fragebögen, psychologische und medizinische Fragen-Konzepte). 

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Analysepower

Was 25 Wellen des SOEP für die Forschung bedeuten, kann man z. B. auch daran erkennen, dass im Jahr 2008 bereits die achte Alterskohorte, die in das SOEP hineingeboren wurde, das Befragungsalter von 17 Jahren erreicht (also - bislang - die Stichproben der Geburtskohorten 1984 bis 1991). Und für Kinder geht 2008 erstmals ein Fragebogen für die Vorschulzeit ins Feld. Dieser ist der dritte „age triggered“-questionnaire für Kinder. Erfasst werden damit die Kinder, deren Mütter im Jahr 2002 erstmals über Schwangerschaft, Geburt und erste Lebensmonate ihrer neugeborenen Babys befragt wurden. Und seit 2005 gibt es auch einen Fragebogen für 2- und 3-Jährige. Seit 2001 werden erstmals interviewte Jugendliche retrospektiv über ihre Kindheit befragt; seit 2005 wird auch die kognitive Kompetenz von erstmals befragten Jugendlichen getestet.

Langlaufende Haushaltspanels gewinnen allerdings bereits allein durch die lange Laufzeit stetig an Analysepower, da die Zahl der analysierbaren Beobachtungspunkte und inbesondere auch der Ereignisse stetig ansteigt. Inzwischen gibt z.B. über 1.000 „SOEP-Enkelkinder“ im Datensatz; das sind Kinder, deren Eltern und Großeltern bereits aktiv am SOEP teilgenommen haben oder noch immer teilnehmen. Damit hat das SOEP eine einzigartige Bedeutung für Analyse intergenerationaler Beziehungen. Bereits jetzt haben etwa 100 dieser Enkelkinder selbst schon das Befragungsalter erreicht. Der Wert dieses Typs von „Enkel-Daten“ nimmt mit jeder Welle deutlich zu. Die stete Ergänzung durch weitere, spezielle Informationen zu dieser Thematik bietet die Möglichkeit, immer neue, den aktuellen Forschungsprogrammen angepasste Analysen zu betreiben. Und je länger das SOEP läuft, umso mehr Analysepower enthält der Datensatz.

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SOEP als Vorbild

Die SOEP-Daten haben nicht nur interessante wissenschaftliche Ergebnisse und Politikberatung ermöglicht, sondern die vielen Längsschnittanalysen auf Basis des SOEP haben auch - weltweit - dazu beigetragen, dass immer mehr und aussagekräftigere Paneldaten erhoben werden. Wir freuen uns, dass das SOEP sowohl als Anregung für andere wissenschaftliche Studien dienen konnte, wie zuletzt dem in jüngerer Zeit aufgebauten australischen Haushaltspanel HILDA, das dem SOEP strukturell sehr ähnlich ist. Gleichzeitig sind wir stolz, dass auch andere deutsche Panelstudien, so z. B. das in Planung befindliche „Bildungspanel“, das gezielt schulische und berufliche Kompetenzen erheben soll, auf Erfahrungen beruht, die nicht zuletzt politische Entscheidungsträger mit dem SOEP gemacht haben. Das gilt auch für das Panel von „Bedarfsgemeinschaften“ des IAB.

Ganz wesentlich wurde von den Erfahrungen des SOEP auch die Entwicklung der „UKLHS“- der „UK Longitudinal Household Panel Study“ - angestoßen, nicht zuletzt durch die neuartigen Fragen zu psychologischen Konzepten, z. B. Risikoeinstellung und Vertrauen. Der Pretest des UKLHS (das sogenannte Innovation-Panel) geht auch in diesem Januar ins Feld. Das Fragenprogramm ist in dieser neuen Studie deutlich breiter angelegt als die 1991 begonnene BHPS (British Household Panel Study). Das ist kein Zufall, da in den Sozial- und Verhaltenswissenschaften (und im Bereich Public Health) die Bedeutung interdisziplinärer Datensätze immer deutlicher wird (Aufsatz Wagner et al. (PDF, 173.3 KB)).

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Neue Rolle von Surveys

Haushalts-Panel-Daten wurden anfänglich vorrangig für Zwecke der Politikbratung erhoben. Die Zielrichtung hat sich gründlich gewandelt: mehr denn je dienen Haushalts-Panel-Daten der Grundlagenforschung und diese benötigt multidisziplinäre Datensätze. Da der Bedarf an Multidisziplinarität wächst, sind entsprechende enge Kooperations- und Forschungsbezüge für die SOEP-Gruppe in Berlin umso wichtiger. Das SOEP-Team in Berlin arbeitet daran, die Analysekraft des SOEP beständig weiter zu verbessern, indem wir über unsere bisherigen Kooperationsbeziehungen deutlich hinausgehen.

Die intensivere Vernetzung des SOEP mit den Universitäten ist ein ganz wichtiges Ziel. Die Vernetzung gehört glücklicherweise auch zu den zentralen Zielen der WGL, der Wissenschaftsgesellschaft Leibniz, der das SOEP und das DIW Berlin angehören. Ganz besonders hervorzuheben ist eine zunehmend engere Zusammenarbeit mit dem Max Planck Institute for Human Development (MPI für Bildungsforschung). Dadurch wird die Bedeutung der SOEP-Daten für Fragen der Entwicklungspsychologie und von Lebensverläufen (Life Span and Life Course) vorzüglich vertieft.

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Ideen und Konzepte

Wir rufen seit Jahren unsere NutzerInnen dazu auf, Vorschläge für die Fragebogengestaltung zu machen. Unsere Ermunterung, Ideen zu entwickeln, bezieht sich ausdrücklich nicht nur auf die Fragebögen, sondern auf das gesamte Design des SOEP. Als Nutzerin und Nutzer wissen Sie ja selbst, dass wir immer wieder neue Teilstichproben erhoben oder Erhebungsabläufe verändert haben.

Teilen Sie uns Ihre Ideen und Vorschläge für die Weiterentwicklung des SOEP bitte mit, lassen Sie uns gemeinsam darüber reden und gegebenenfalls auf Workshops vertieft diskutieren. Wir haben freilich niemals Fragen aufgenommen, nur weil sie gerade aktuell waren. Deswegen haben wir auch niemals Fragen oder Befragungszeit gewissermaßen „versteigert“; beispielsweise als "one minute question". Aber Fragestellungen, die in das Längsschnittdesign passen, wurden im Laufe der Jahre immer in das SOEP eingebaut. Zwar nicht unbedingt immer so rasch wie NutzerInnen sich das gewünscht hätten; dafür aber oft nachhaltig; z. B. bessere Fragen zu nicht-monetären Lohnbestandteilen.

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Feste feiern

Wir, das SOEP-Team in Berlin, haben - genau wie das SOEP-Team bei Infratest Sozialforschung in München - Jubiläen nie groß gefeiert, sondern unsere Energie lieber in die Weiterentwicklung des Surveys gesteckt. Das war auch im Jubiläumsjahr 2008 nicht anders. Unser Ziel ist es mehr denn je, neue theoretische Entwicklungen und neue Methoden der Datenerhebung und -messung zu nutzen, um die Analysekraft des SOEP noch weiter zu verbessern. Aber auf der 8. Internationalen NutzerInnenkonferenz im Juli 2008 haben wir natürlich trotzdem mit Ihnen gemeinsam gefeiert und in einigen Jubiläums-Sessions an das Ereignis erinnert. Nähere Informationen dazu finden Sie auf der Homepage der Konferenz.

Ohne Ihre intensive und innovative Forschungsarbeit wären 25 Wellen SOEP undenkbar. Das SOEP ist ein gemeinsamer Erfolg der globalen  Forschungs-Community!

Gert G. Wagner
Projektleiter SOEP

Gert G. Wagner ist Träger des Verdienstkreuzes am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland (Pressemitteilung anlässlich der Verleihung)

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