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Ist die Stromkrise in Kalifornien ein Warnzeichen für Europa?
DIW Berlin untersucht die Neuordnung des Wettbewerbs auf den Strommärkten

Pressemitteilung vom 8. August 2001

Die Deregulierung der Stromversorgung in Kalifornien Mitte der 90er Jahre führte - nach anfänglichen Erfolgen - im vergangenen Winter zu einer krisenhaften Entwicklung. Zum einen stiegen die Strompreise drastisch, und zum andern reichten die verfügbaren Kapazitäten nicht zur Deckung des Strombedarfs aus, so dass für viele Verbraucher die Stromversorgung kurzfristig eingestellt werden musste. Das DIW Berlin versucht in seinem aktuellen Wochenbericht 32/2001, daraus Lehren für Deutschland und die anderen europäischen Länder zu ziehen. Es kommt zu dem Schluss, dass die Ausgangssituation in Europa zwar günstiger ist als in Kalifornien. Allerdings könnte auch hier die Deregulierung der Stromversorgung dazu beitragen, die Kapazitätsreserven zu vermindern und so die Sicherheit der Stromversorgung zu gefährden.
Für die Stromkrise in Kalifornien gibt es mehrere Gründe. So stieg der Strombedarf aufgrund des kräftigen Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstums stärker, als bei Einführung der Reformen Mitte der 90er Jahre erwartet worden war. Auf dieser Einschätzung, die sich nun als falsch erwiesen hat, baute die Annahme auf, dass die Kraftwerkskapazitäten in Kalifornien bis zur Jahrtausendwende nicht aufgestockt werden müssten. Zum Scheitern der Stromreform haben aber auch Fehler in der Struktur und bei der Umsetzung der neuen Wettbewerbsordnung beigetragen. Versäumt wurde vor allem, einen Lernprozess zu organisieren, der eine schnelle Korrektur von Fehlentwicklungen erlaubt hätte.
Welche Schlussfolgerungen für Europa daraus zu ziehen sind, liegt für das DIW Berlin auf der Hand: Die Neuordnung der Elektrizitätswirtschaft sollte schrittweise gestaltet werden, um Erfahrungen sammeln zu können - ein Weg, der in Deutschland bisher auch beschritten worden ist. Von Bedeutung ist dabei der Aspekt der Versorgungssicherheit. Um eine effiziente Bereitstellung von Sicherheitsreserven zu gewährleisten, könnte es sich deshalb anbieten, den Stromerzeugern die Verpflichtung aufzuerlegen, Mindestreserven zu halten und einen Markt für langfristige Kapazitätsreserven zu schaffen.
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