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BVL/DIW Logistik-Indikator: Kräftige Aufwärtssignale für die Logistikkonjunktur - "Steuersenkungen ohne Wirkung auf die Konjunktur"

Pressemitteilung vom 7. Dezember 2009

Der Aufschwung in der deutschen Logistikwirtschaft setzt sich zum Jahresende fort. Der BVL/DIW Logistik-Indikator stieg im vierten Quartal um 20 Punkte und damit noch kräftiger als im Vorquartal, als er um gut 14 Zähler zulegen konnte. Der jetzt erreichte Indexstand von 102,4 Punkten signalisiert bereits wieder eine Normalisierung nach dem drastischen Einbruch zum Jahreswechsel 2008/2009. Allerdings tragen hierfür vor allem die optimistischen Zukunftsaussichten bei: Dies zeigt sich daran, dass die Expertenbeurteilung der aktuellen Lage und der Zukunftserwartungen weit auseinandergeht.

So ist die Schere zwischen Erwartungs- und Lageindikator mit einer Spanne von gut 37 Indexpunkten immer noch weit geöffnet. Für die Gesamtbeurteilung gilt deshalb: Die erwartete Verbesserung der Geschäftsentwicklung in den kommenden zwölf Monaten bezieht sich auf eine Lageeinschätzung, die immer noch 16 Prozent unter dem Normalniveau liegt. „Der Weg aus der Talsohle ist mühsam, da die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen nach wie vor schwierig sind“, sagte Raimund Klinkner, Vorstandsvorsitzender der Bundesvereinigung Logistik.

Logistiker erwarten keine nennenswerten Impulse durch Steuersenkungen

Von den seitens der neuen Bundesregierung in Aussicht gestellten steuerlichen Entlastungen für Unternehmen gehen nach ganz überwiegender Ansicht der Befragten keine nennenswerten konjunkturellen Impulse aus. 68 Prozent der Logistikdienstleister und sogar 79 Prozent der befragten Industrie- und Handelsunternehmen äußerten sich skeptisch. „Die Logistikwirtschaft leidet unter mangelnder Nachfrage. Eine Stärkung der Nachsteuerrendite der Unternehmen ist demzufolge kaum geeignet, dem Konjunktureinbruch entgegen zu wirken“, sagte DIW-Konjunkturexperte Stefan Kooths.

Logistikanbieter erholen sich kräftig

Dominiert wird die Entwicklung des Gesamtindikators durch die sehr kräftige Erholung auf der Anbieterseite (Logistikdienstleister), deren Teilindikator um 31,5 Punkte anzog. Wesentlich gedämpfter verläuft die Dynamik indes bei den Anwendern in Industrie und Handel (Klimaverbesserung um gut 8,3 Punkte). Bei beiden Gruppen war jeweils die bessere Einschätzung der aktuellen Lage die wesentliche Triebkraft. Erstmals seit mehr als einem Jahr zeigt sich das Logistikklima der Anbieter (107,7 Indexpunkte) wieder freundlicher als das der Anwender (97,2 Indexpunkte).

Auf der Anbieterseite hat der Umschwung bei den Auftragseingängen aus dem In- und Ausland maßgeblich zur drastischen Verbesserung der Lageeinschätzung (Anstieg um 40 Indexpunkte) beigetragen. Auch die Kapazitätsunterauslastung konnte deutlich verringert werden. Für die kommenden zwölf Monate wird ganz überwiegend mit einer Fortsetzung dieser Entwicklung gerechnet. Hinsichtlich der Geschäftserwartungen nähern sich die Logistikdienstleister nunmehr enger an die von den Anwendern in Industrie und Handel zukünftig erwarteten Logistikbedarfe an. In der Folge wird kein wesentlicher weiterer Personalabbau geplant und die Sachkapazitäten dürften sogar wieder leicht ausgebaut werden.

Bei den Befragten auf der Nachfrageseite fallen die Indexbewegungen wesentlich milder aus. Dies ist vor allem darauf zurückzuführen, dass auch der Absturz in den Vorquartalen gedämpfter verlief: die Hauptanpassungslast schwankender Logistikbedarfe wurde vor allem auf die Logistikanbieter abgewälzt, während die eigenen Kapazitäten auch in den Krisenquartalen insgesamt befriedigend ausgelastet werden konnten. Die verbesserte Lageeinschätzung ist bei nahezu stagnierendem Logistikbedarf auf die leicht verbesserte Kapazitätsauslastung und die zwar immer noch hohe aber nunmehr etwas verringerte Kapazitätsverfügbarkeit im Markt zurückzuführen. Der Erwartungsindikator für die Anwenderseite bleibt nahezu unverändert (Anstieg um 1,3 Indexpunkte). Auch in den einzelnen Erwartungskomponenten zeigt sich wenig Bewegung. Daher drohen bei Industrie- und Handelsunternehmen bei stagnierenden Sachkapazitäten weiterhin Einschnitte beim Personalbestand.

Hintergrund: Das ist der BVL/DIW Logistik-Indikator

Der BVL/DIW Logistik-Indikator wird seit Herbst 2006 vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) für die Bundesvereinigung Logistik e.V. (BVL) berechnet. Der Indikator-Wert kann zwischen 0 und 200 pendeln, wobei ein Wert von 100 eine konjunkturelle Normalsituation kennzeichnet (befriedigende und stabile Geschäfts- und Auftragslage mit normaler Kapazitätsauslastung).

Diese Kommentierung fußt auf der bislang absehbaren Entwicklung der erhobenen Befragungskomponenten. Die Verdichtung zu den vorgestellten Gesamt- und Teilindikatoren ist auf der bisherigen Datengrundlage nur als erste Rechnung möglich. Das dem Indikatorkonzept zugrundeliegende Fragedesign zielt bei quartalsbezogenen Angaben auf eine Einschätzung der jahreszeitlich üblichen (um saisonale Effekte bereinigten) Werte ab. Gleichwohl ist nicht auszuschließen, dass sich im Antwortverhalten noch Saisoneffekte niederschlagen. Diese können zukünftig (nach längerer Laufzeit des Indikators) statistisch herausgerechnet werden. Darüber hinaus sind zukünftig auch Untersuchungen zu den zeitlichen Vorlaufeigenschaften sowohl zur sektoralen als auch zur gesamtwirtschaftlichen Konjunkturentwicklung möglich. Diese werden vom DIW Berlin durchgeführt, sobald die dazu notwendige Datengrundlage erreicht ist.

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