Direkt zum Inhalt

Nach den Stresstests: DIW-Präsident warnt vor übertriebenem Optimismus

Pressemitteilung vom 26. Juli 2010

Die am vergangenen Freitag veröffentlichten Ergebnisse des ersten europäischen Banken-Stresstests bieten für Klaus F. Zimmermann, Präsident des DIW Berlin, nur begrenzten Anlass zur Freude: „Die Stresstests sind ein Anfang für mehr Transparenz und sie fördern tatsächlich die nötige Debatte über die Stärkung des Eigenkapitals“, sagte er. „Sollte das jetzt aber Banken und Regulatoren beruhigen, wäre das ein Anlass zur Beunruhigung.“ Fatal wäre, wenn jetzt der Eindruck entstünde, die gerade diskutieren europäischen Finanzmarktreformen würden nicht mehr benötigt. In Deutschland müsse die Reform der Landesbanken oberste Priorität bekommen.
„Insgesamt waren die Tests zu selektiv und zu positiv“, so Zimmermann weiter. So seien Immobilienkrisen und das Versagen der Rohstoffmärkte nicht simuliert worden: „Wir wissen noch immer zu wenig über den Bestand an toxischen Assets.“ Auch den „Sieg“ der Deutschen Bank sieht er kritisch: „Die Deutsche Bank ist kein unerwarteter Testsieger, aber sie ist auch für die unterstützungsbedürftige Postbank verantwortlich.“ Wenig überraschend sei auch das eher schlechte Abschneiden der Landesbanken: „Die Landesbanken haben, trotz des enormen Zuflusses an öffentlichen Geldern, weiterhin kein Geschäftsmodell.“ Insgesamt gebe es keinerlei Grund, sich auf nicht verdienten Lorbeeren auszuruhen.

„Konsolidierung des Landesbankensektors ein Muss“

Zur Reform der Landesbanken sagte  DIW-Forschungsdirektorin Dorothea Schäfer: „Die Bundesanstalt für Finanzmarktstabilisierung muss jetzt unverzüglich in die Lage versetzt werden, die Konsolidierung der Landesbanken aktiv voranzutreiben.“ Bisher könnten sich die Landesbanken aufgrund des Bad-Bank-Gesetz den dringend notwendigen Konsolidierungsmaßnahmen des Bundes entziehen. „Das Bad-Bank-Gesetz muss deshalb dringend überarbeitet werden,“ so die renommierte Finanzmarktexpertin.

Ein vom DIW Berlin erarbeitetes Reformmodell sieht vor, die toxischen Papiere der Landesbanken zwangsweise und mit starken Abschlägen in eine zentrale Bad Bank zu übernehmen und die Altaktionäre mit den Verlusten der Fehlinvestitionen zu belasten. Die verbliebenen Restlandesbanken sollen dann verschmolzen und rekapitalisiert werden. „Eine ähnliche Vorgehensweise hat Ende der 80er Jahre in Schweden sehr schnell zu einer Entlastung des Steuerzahlers geführt“, erklärte Dorothea Schäfer. „Der öffentliche Bankensektor muss restrukturiert werden, die Bundesregierung muss das jetzt so schnell wie möglich in Angriff nehmen.“
keyboard_arrow_up