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Verluste auf das deutsche Nettoauslandsvermögen – wie sind sie entstanden?

Bericht vom 5. Dezember 2013

Deutschland hat seit dem Jahr 2006 Wertverluste von mehr als zwanzig Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung auf sein Nettoauslandsvermögen erlitten. War dies Zufall, oder steckt mehr dahinter? Die Frage ist nicht einfach zu beantworten. Im Zeitablauf schwankende Vermögensbewertungen sind an sich nichts Ungewöhnliches; Verluste können sich rasch in Gewinne umwandeln, und umgekehrt. Die verfügbaren Daten sollten zudem mit einer gewissen Vorsicht interpretiert werden. Der vorliegende Bericht zeigt aber auch, dass aus den hohen Wertverlusten auf das Auslandsvermögen durchaus Lehren gezogen werden können. Zum einen sind die Verluste zu einem großen Teil bei Portfolioinvestitionen entstanden, während ausländische Direktinvestitionen deutscher Unternehmen – also strategische Unternehmensbeteiligungen – im internationalen Vergleich seit dem Jahr 2006 ordentliche Bewertungsgewinne erzielen konnten. Zugleich konnten auch ausländische Investoren auf ihren Direktinvestitionen in Deutschland Gewinne verbuchen. Im Rückblick wäre es möglicherweise für deutsche Unternehmer und Anleger eine bessere Strategie gewesen, entweder vermehrt im Inland zu investieren oder im Ausland langfristig ausgerichtete Investitionen zu tätigen. Ein Vergleich mit dem Anlageverhalten der USA illustriert außerdem, dass das deutsche Auslandsvermögen wenig rentabel angelegt wurde. Beide Länder ziehen in hohem Maße Kapital aus dem Ausland für festverzinsliche Anleihen an. Sowohl Deutschland als auch die USA profitieren davon, dass sie bei Investoren als sicherer Hafen gelten und auf Anleihen im internationalen Vergleich nur niedrige Zinsen zahlen müssen. Während aber die Unternehmen und Privatpersonen der USA gleichzeitig im Ausland in Anlagen mit hoher Rendite investiert haben, kann man dies für deutsche Investoren in den vergangenen Jahren im Allgemeinen nicht beobachten. Ein Teil der Nettoverluste Deutschlands ist sogar darauf zurückzuführen, dass ausländische Investoren auf ihren Anlagen in Deutschland Bewertungsgewinne erzielen konnten. Die hohen Verluste auf das Nettoauslandsvermögen bedeuten nicht zuletzt auch Wohlfahrtsverluste für die künftigen Generationen Deutschlands.

Der gesamte Bericht in: DIW Wochenbericht 49/2013 (PDF, 244.89 KB)
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