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Frauenanteil in DAX-30-Vorständen weiter gesunken

Pressemitteilung vom 17. Juli 2014

DIW Berlin wertet Entwicklung der ersten Jahreshälfte aus – Weniger Vorständinnen, aber mehr Aufsichtsrätinnen – Nachhaltige Veränderungen sind kein Selbstläufer

Der Abwärtstrend setzt sich fort: Derzeit haben Frauen nur noch 5,5 Prozent der Vorstandsposten in den DAX-30-Unternehmen inne. Das entspricht zehn Vorständinnen bei insgesamt 183 Vorstandsmitgliedern. Ende des vergangenen Jahres waren noch zwölf von 191 Posten des Führungsgremiums mit Frauen besetzt (6,3 Prozent). Das ergibt eine aktuelle Auswertung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin). „Erneut bestätigt sich, dass eine nachhaltige Veränderung hin zu mehr Frauen in Vorständen der großen börsennotierten Unternehmen kein Selbstläufer ist“, sagt Elke Holst, Forschungsdirektorin Gender Studies am DIW Berlin.

Als Vorständinnen ausgeschiedenen sind in der ersten Hälfte des Jahres 2014 Elke Strathmann bei Continental, Marion Schick bei der Deutschen Telekom und Angela Titzrath bei der Deutschen Post. Neu hinzugekommen ist Dr. Doris Höpke bei der Munich Re.

In den Aufsichtsräten der DAX-30-Unternehmen hingegen ist der Frauenanteil weiter gestiegen – um 2,8 Prozentpunkte auf 24,7 Prozent. Diese Entwicklung bestätigt den seit 2010 zu beobachtenden Trend, wonach die Frauenanteile in den Kontrollgremien um durchschnittlich knapp drei Prozentpunkte pro Jahr zunehmen. „Diese positive Entwicklung zeigt, dass verstärkte Bemühungen um mehr Frauen in Aufsichtsräten durchaus erfolgreich sein können“, so Holst.

Die Frauenanteile sind auf der Arbeitnehmerseite der Kontrollgremien derweil noch immer höher als auf der Kapitalseite. In sieben der DAX-30-Unternehmen (Deutsche Börse, Deutsche Lufthansa, Deutsche Post, Deutsche Telekom, Henkel, Merck, Munich Re) besteht die Arbeitnehmervertretung mittlerweile zur Hälfte aus Frauen. Die Kapitalseite holt aber auf: Mittlerweile entsendet sie mit 48 von insgesamt 109 fast die Hälfte aller Aufsichtsrätinnen der DAX-30-Unternehmen.

Die seitens der Politik geplante Geschlechterquote, die einen Frauenanteil in Aufsichtsräten in Höhe von mindestens 30 Prozent vorsieht, haben unterdessen bereits zehn der DAX-30-Unternehmen erreicht: Commerzbank, Adidas, Allianz, Deutsche Bank, Deutsche Post, Deutsche Telekom, Deutsche Lufthansa, Merck, Munich Re und Henkel. Zwei Unternehmen haben keine einzige Frau im Aufsichtsrat: Fresenius Medical Care und Fresenius.

„Ich bin zwar zuversichtlich, dass es sich bei dem Rückgang des Frauenanteils in den Vorständen um ein vorübergehendes Tief und nicht um einen generellen Rückwärtstrend handelt“, sagt Elke Holst. In zwei Dax-Unternehmen dürften demnächst wieder zwei Vorstandsposten an Frauen vergeben werden. „Dennoch bedarf es großer Schritte, um die männlichen Monokulturen in den Vorständen in absehbarer Zeit zu überwinden.“ Den zunehmend mit Frauen besetzten Aufsichtsräten kämen hierbei eine wichtige Rolle zu.

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