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Die Langzeiteffekte der Sportförderung: Auswirkungen des Leistungssports auf den beruflichen Erfolg

SOEPpapers 734, 38 S.

Ralf Dewenter, Leonie Giessing

2015

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Abstract

Die vorliegende Studie geht der Frage nach, ob und inwiefern ehemalige Leistungssportler im späteren Berufsleben erfolgreicher sind als Nichtsportler. Die zugrundeliegende Überlegung ist, dass sich Leistungssport positiv auf die Entwicklung von Charaktereigenschaften auswirkt, die auch im späteren Berufsleben nützlich sind. Erfolg wird dabei anhand des Einkommens der betrachteten Personen gemessen. Wir vergleichen dazu das monatliche Nettoeinkommen ehemals von der Deutschen Sporthilfe geförderten Athleten mit den monatlichen Einkommen von Nichtsportlern. Um eine möglichst gute Vergleichbarkeit zu erreichen, werden Sportler mit Personen verglichen, die ähnliche Charakteristika aufweisen. Hierzu verwenden wir Variablen wie das Alter, das Geschlecht, die Ausbildung, den Beruf oder den Arbeitsort. Um eine möglichst hohe Übereinstimmung bezüglich der Charaktereigenschaften zu erreichen, verwenden wir ebenso Informationen über Kommunikationsfähikeit, die Kreativität oder die Stresstoleranz. Auf diese Weise verhindern wir eine Verzerrung der Ergebnisse aufgrund einer Selbstselektion bestimmter Personen in den Leistungssport. Leistungssportler könnten generell über eine höhere Disziplin und einen stärkeren Ehrgeiz verfügen, sodass der spätere Erfolg nicht auf die Effekte des Sports, sondern auf die Eigenschaften der Sportlers zurückzuführen ist. Im Ergebnis finden wir einen positiven Einfluss des Leistungssports auf den beruflichen Erfolg der ehemaligen Athleten. Je nach Analyse, weisen die ehemaligen Sportler ein um ca. 600-900 Euro höheres Einkommen als die Nichtsportler auf. Differenziert man zwischen Team- und Einzelsportarten, so lassen sich ebenso sognifikante Unterschiede messen. Ehemalige Sportler einer Teamsportart verdienen im Durchschnitt 50-100 Euro mehr als ehemalige Sportler einer Einzelsportart. Dies lässt vermuten, dass die Teamfähigkeit der Sportler sich auch im Berufsleben positiv bemerkbar macht. Ein weiterer Einfluss lässt sich durch das Geschlecht der Athleten feststellen. Zwar erzielen sowohl männliche als auch weibliche Athleten ein höheres Einkommen als Nichtsportler. Der Einkommenszuwachs weiblicher ehemaliger Sportler ist jedoch um einiges geringer als der der männlichen Pendants. Frauen können lediglich ein um 560-635 Euro höheres Einkommen erzielen, wenn sie Leistungssport betrieben haben. Besonders interessant ist dabei die Tatsache, dass ehemalige Leistungssportlerinnen damit im Einkommen zu den männlichen Nichtsportlern aufschließen. Der Sport führt also zu einer Schließung der sogenannten "Gender-Wage Gap". Insgesamt lässt sich also festhalten, dass die Teilnahme am Leistungsport durchaus einen positiven Einfluss auf die berufliche Karriere nehmen kann. Über die genauen Gründe lässt sich zwar nur spekulieren, jedoch liegt die Vermutung nahe, dass der Sport Charaktereigenschaften wie zum Beispiel Ausdauer und Leistungsbereitschaft fördert, die auch im Beruf von Vorteil sind. Mögliche negative Effekte, zum Beispiel auf das Zeitbudget und die Ausbildung der Sportler, scheinen dabei wenn überhaupt nur eine untergeordnete Rolle zu spielen.


Frei zugängliche Version: (econstor)
http://hdl.handle.net/10419/108526

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