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Armut in Deutschland: Ein Vergleich zwischen den beiden Haushaltspanelstudien SOEP und PASS

Weitere referierte Aufsätze

Jonas Beste, Markus M. Grabka, Jan Goebel

In: AStA Wirtschafts- und Sozialstatistisches Archiv 12 (2018), 1, S. 27-62

Abstract

Die Ergebnisse von Armutsanalysen auf Basis von Befragungsdaten unterliegen statistischen Unsicherheiten und möglichen systematischen Verzerrungen, deren Ursachen sowohl in der Pre-Data-Collection-Phase (z. B. bei der Stichprobenziehung), der Data-Collection-Phase (Unit- bzw. Item-Non-Response), als auch in der Post-Data-Collection-Phase (Gewichtung, Datengenerierung) liegen können. Um diese studienspezifischen Einflüsse bewerten zu können, kann ein Vergleich der Ergebnisse auf Basis von mehreren Datenquellen hilfreich sein. In dieser Untersuchung werden die Einkommensverteilungen, mehrere Armutsmaße, die identifizierten Armutsrisikoquoten von Subpopulationen, Armutsfaktoren, die Betroffenheit von dauerhafter Armut sowie Auf- und Abstiege mit den beiden Haushaltspanelstudien Panel „Arbeitsmarkt und soziale Sicherung“ (PASS) und sozio-oekonomisches Panel (SOEP) berechnet und miteinander verglichen. Als zusätzliche Referenz nutzen wir Ergebnisse zu Armut basierend auf dem Mikrozensus. Ziel dieses Vorhabens ist es, die Aussagekraft der Ergebnisse von Armutsanalysen besser einschätzen zu können. Zwischen den beiden Studien können signifikante Unterschiede in den Armutsmaßen festgestellt werden, welche sich allerding teilweise über den Beobachtungszeitraum auflösen. Eine Annäherung der in PASS bestimmten Armut an die Werte des SOEP kann entweder durch einen Ausfallsprozess in den ersten Erhebungsjahren der PASS-Studie oder durch eine Verbesserung der Datenqualität der Einkommensinformation bedingt sein. Die Resultate einer multivariaten Analyse auf die Wahrscheinlichkeit ein Einkommen unterhalb der Armutsschwelle aufzuweisen weichen zwischen den beiden Studien kaum voneinander ab. In der beobachteten Armutsdynamik weisen die beiden Panelstudien neben großen Gemeinsamkeiten auch klare Unterschiede auf. Insgesamt zeigt sich ein in vielen Bereichen vergleichbares Bild von relativer materieller Armut in den beiden Haushaltspanelstudien, das jedoch in einigen Punkten voneinander abweicht. Hieraus lässt sich die Relevanz für die Analyse von Armut anhand mehrerer verschiedener Datenquellen ableiten.

Results of poverty analyses based on survey data are subject to statistical uncertainties and could be affected by systematic bias. Potential error sources occur in the pre data collection phase (e. g. sampling), the data collection phase (e. g. unit non response or item non response) as well as in the post data collection phase (e. g. weighting or data generation). In order to evaluate study specific influences, a comparison of results based on multiple data sources can be informative. In this project we compare income distributions, poverty indicators, poverty rates of subpopulations, determinants of poverty, the persistence of poverty and the dynamic of poverty over time based on the two household panel studies German panel study “Labour Market and Social Security” (PASS) and the German socio-economic panel (SOEP). As an additional reference we use findings on poverty based on the German Microcensus. The aim of this project is to better assess the validity of the results of poverty analyses. We find significant differences in the poverty rates between the two panel studies, which fade over time. An approximation can be caused either by an attrition process in the first years of the PASS study or by an improvement in the data quality of income information. However, results of a multivariate analysis on the probability of having an income below the poverty threshold are hardly different between the two studies. Looking at the persistence and dynamic of poverty the two panel studies lead to very similar results. Overall, there is a comparable picture of relative material poverty resulting from the two household panel studies, which differs in some specific aspects. From this, the relevance of replication studies and the importance of using multiple data sources for a research question can be derived.

Jan Goebel

Board of Directors SOEP and Division Head Data Operation and Research Data Center in the German Socio-Economic Panel study Department

Markus M. Grabka

Board of Directors SOEP & Acting Division Head in the German Socio-Economic Panel study Department



Keywords: Income, Income distributions, Relative poverty, Poverty indicators, Household panel studies, Einkommen, Einkommensverteilungen, Relative Armut, Armutsindikatoren, Haushaltspanelstudie
DOI:
https://doi.org/10.1007/s11943-018-0221-4

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