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Hauptstadtstudie verwendet unplausible Mordrate für Berlin aus OECD-Regionalstatistik – Kernaussagen des Berichts bleiben bestehen

Pressemitteilung vom 7. Januar 2020

Studie zur Situation Berlins im Vergleich zu anderen europäischen Hauptstädten muss eventuell an einer Stelle geändert werden – Offizieller OECD-Statistik für einen der 35 Einzelindikatoren (Mordrate) liegen möglicherweise fehlerhafte Daten zugrunde – Ohne Einbeziehung der Mordrate steigt Berlin bei der Lebenszufriedenheit von Platz 10 auf Platz 8

Am 20. Dezember 2019 hat das DIW Berlin eine Studie mit dem Titel „Berlin auf dem Weg ins Jahr 2030“ veröffentlicht. In dieser Studie wurde analysiert, wie weit die deutsche Hauptstadt bei der Umsetzung seiner BerlinStrategie fortgeschritten ist. In acht Kategorien (Technologie, Talent, Mobilität, Nachhaltigkeit, Toleranz, Teilhabe, Lebenszufriedenheit, Administration) wurde untersucht, wo Berlin steht und wohin es sich in den vergangenen Jahren entwickelt hat. Demnach hat sich Berlin in sieben der acht Kategorien verbessert, nur bei der Administration deuten die Indikatoren auf eine Verschlechterung der Lage in der Hauptstadt seit Ende der 2000er Jahre hin. Besondere Stärken hat Berlin im Bereich Technologie.

Um Berlins Schwächen und Stärken zu zeigen, wurde die deutsche Hauptstadt mit 15 anderen europäischen Hauptstädten verglichen. Eine vergleichbare und verlässliche Datenbasis versprachen dabei offizielle Statistiken der OECD und von Eurostat, die ihre Daten von den jeweiligen nationalen Behörden erhalten.

Einer dieser 35 Indikatoren war die Mordrate, die für die Kategorie Lebenszufriedenheit herangezogen wurde - beispielsweise neben der Lebenserwartung, subjektiven Einschätzungen zu Gesundheitsdienstleistungen sowie der finanziellen Situation der Haushalte. Laut den Zahlen der OECD zu vorsätzlichen Tötungen hatte Berlin im Jahr 2016 mit 4,4 getöteten Personen auf 100.000 EinwohnerInnen die höchste Mordrate im Vergleich zu den anderen untersuchten 15 Hauptstädten. Die anderen europäischen Städte wie zum Beispiel Brüssel mit 2,2 und Paris mit 2,4 weisen in derselben OECD-Statistik für dasselbe Jahr weitaus geringere Zahlen auf. Derzeit läuft eine Anfrage des DIW Berlin bei der OECD zur Prüfung der Daten.

Neue Berechnungen

In einem ersten Schritt hat das DIW Berlin in einem Robustheitscheck die Ergebnisse ohne den Indikator Mordrate neu berechnet. Wird der Indikator Mordrate herausgenommen, liegt Berlin in der Kategorie Lebenszufriedenheit auf Rang 8, während die Hauptstadt unter Einbeziehung der OECD-Mordrate auf Rang 10 von 16 lag.

  • © DIW Berlin

  • © DIW Berlin

In einem zweiten Schritt prüft das DIW Berlin derzeit, ob andere Datenquellen wie zum Beispiel die Statistiken des UNODC (United Nations Office on Drugs and Crimes) besser geeignet wären, um die Mordrate für alle 16 Hauptstädte vergleichbar zu erfassen. Auf den ersten Blick weisen andere Statistiken zwar plausiblere Zahlen für Berlin aus, allerdings ergeben sich dann Abweichungen für andere Städte, die wenig plausibel erscheinen. Sobald eine Antwort der OECD vorliegt, wird das DIW Berlin eine finale Fassung des Berichts veröffentlichen.

Das DIW Berlin bedankt sich für die zahlreichen wertvollen Hinweise darauf, dass die Daten zur Mordrate unplausibel erscheinen.

Martin Gornig

Forschungsdirektor für Industriepolitik in der Abteilung Unternehmen und Märkte

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