Markus Grabka und Jan Göbel haben für Ihre Studie die aktualisierten Analysen zur personellen Einkommensverteilung auf Basis der vom DIW Berlin zusammen mit TNS Infratest erhobenen Langzeitstudie Sozio-oekonomisches Panel (SOEP) ausgewertet. Aufgrund der jährlichen Wiederholungsmessung ist dabei nicht nur die Analyse der personellen Einkommensverteilung, sondern auch des Auf- oder Abstiegs innerhalb der Verteilung möglich. Die Entwicklung der sogenannten Einkommensmobilität ist neben der reinen Betrachtung der Armutsrisikoquote aus sozialpolitischer Sicht von Bedeutung.
Die verfügbaren Haushaltseinkommen haben sich in den Jahren 2000 bis 2011 sehr unterschiedlich entwickelt: Die höchsten Einkommen (oberstes Dezil) sind um 13 Prozent gewachsen, auch das neunte und achte Dezil konnte drei bis vier Prozent Einkommenszuwächse erzielen. Im siebten bis fünften Dezil stagnierten die Einkommen, und im vierten bis ersten Dezil gab es Einkommensrückgänge von bis zu fünf Prozent. Dabei verzeichneten die Forscher seit dem Jahr 2005 einen leichten Rückgang der Ungleichheit, den sie auf die gute Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt zurückführen. Im Jahr 2011 scheint der Trend rückläufiger Einkommensungleichheit ins Stocken geraten zu sein. Ursache dafür ist laut Grabka und Göbel, neben der wieder gewachsenen Ungleichheit der Erwerbseinkommen, vor allem die gestiegene Ungleichheit der Kapitaleinkommen.
Zur Messung der Einkommensmobilität unterschieden die DIW-Forscher die relative Positionierung in der Einkommenshierarchie nach sieben Gruppen und kamen zu dem Ergebnis, dass die Mobilität an den Rändern der Einkommensverteilung Mitte der neunziger Jahre höher war als in den 2000er Jahren. So befanden sich 44 Prozent der im Jahr 1994 einkommensarmen Personen drei Jahre später noch in der gleichen Position. Im Zeitraum zwischen 2008 und 2011 ist der entsprechende Anteil auf 54 Prozent gestiegen. Auch am oberen Rand der Einkommenshierarchie nahm die Einkommensmobilität ab: Personen mit einem Einkommen von 200 Prozent und mehr des Medianeinkommens blieben zwischen 1994 und 1997 nur zu 59 Prozent in ihrer Einkommensklasse, seit 2004 trifft dies auf 65 Prozent zu.
Definitionen:Einkommensarm bzw. vom
Armutsrisiko betroffen ist, wer weniger als 60 Prozent des
Medianeinkommens hat (im Jahr 2011 netto 980 Euro pro Monat für einen Einpersonenhaushalt), wobei der Median genau die Hälfte der Verteilung anzeigt.
Das verfügbare Einkommen setzt sich hauptsächlich aus dem Markteinkommen (Erwerbseinkommen plus Kapitaleinkommen), Renten und Pensionen sowie staatlichen Transferleistungen abzüglich Steuern und Sozialbeiträgen zusammen.