Direkt zum Inhalt

90 Jahre DIW Berlin: Institut auf der Höhe der Zeit

Pressemitteilung vom 29. Juni 2015

Institut blickt auf bewegte Zeiten zurück – DIW-Präsident Marcel Fratzscher unterstreicht Relevanz als Denkfabrik für den wirtschafts- und gesellschaftspolitischen Dialog – Kernaufgaben sind Forschung, Beratung, Infrastruktur und Nachwuchsförderung

90 Jahre alt und auf der Höhe der Zeit – so präsentiert sich das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) in seinem Jubiläumsjahr. 1925 als Institut für Konjunkturforschung gegründet, zählt das DIW Berlin heute zu den führenden Wirtschaftsforschungsinstituten in Deutschland und Europa. „Das DIW Berlin will mit seiner wissenschaftlichen Arbeit die wichtigen wirtschafts- und gesellschaftspolitischen Debatten unserer Zeit mitgestalten. Unsere wichtigsten Stärken sind motivierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, eine exzellente Nachwuchsförderung und unsere Forschungsinfrastruktur, die vom Sozio-oekonomischen Panel (SOEP) geprägt wird. Und wir sind stolz, als Berliner Institut eng mit dieser Stadt verbunden zu sein“, sagt Marcel Fratzscher, neunter DIW-Präsident. Wie entwickelt sich die deutsche Wirtschaft? Wie lässt sich die europäische Schuldenkrise lösen? Welche ökonomischen und sozialen Implikationen gehen mit Energiewende und Klimawandel einher? Und wie gleich oder ungleich sind Einkommen, Vermögen und Lebenszufriedenheit in Deutschland verteilt? Dies sind nur einige aktuelle Fragen, mit denen sich das DIW Berlin beschäftigt. Mit der Investitionsschwäche der deutschen Wirtschaft hat das DIW Berlin in jüngerer Vergangenheit zudem ein wichtiges Zukunftsthema auf die politische Agenda gehoben.

Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin)

Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) ist eines der größten Wirtschaftsforschungsinstitute in Deutschland. Die Kernaufgaben sind anwendungsorientierte Grundlagenforschung, wirtschaftspolitische Beratung und das Bereitstellen von Forschungsinfrastruktur. Als unabhängige Institution ist das DIW Berlin ausschließlich gemeinnützigen Zwecken verpflichtet. 1925 wurde das DIW Berlin als Institut für Konjunkturforschung gegründet. Seit 1982 wird auch die Forschungsinfrastruktureinrichtung SOEP, eine Langzeitstudie am DIW Berlin, gefördert. Seinen Sitz hat das DIW seit seiner Gründung in Berlin. Als Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft wird das DIW Berlin überwiegend aus öffentlichen Mitteln finanziert.

Der „Schweinezyklus“ wirkt bis heute nach

Wie bei jedem runden Geburtstag lohnt sich auch ein Blick zurück – auf durchaus bewegte Zeiten: Die Weltwirtschaftskrise Ende der 1920er Jahre, die Zeit des Nationalsozialismus, die Teilung Deutschlands und Berlins, die Wiedervereinigung: Viele Eckpunkte der Geschichte prägten die Arbeit des Instituts. Auch das Wirtschaftswunder der Nachkriegszeit, die Ölkrisen der 1970er Jahre und die europäische Integration hat das DIW Berlin mit seiner Forschung und Beratung begleitet – und leider auch der Planung der Kriegswirtschaft gedient.

Immer wieder machten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit ihrer Kreativität von sich reden: Gleich zu Beginn begründete das Institut mit der „Prognose der Schweinepreise“ die landwirtschaftliche Marktforschung in Deutschland. Und der Schweinezyklus ist als Begriff und Beispiel für das Zusammenspiel von Angebot und Nachfrage noch heute präsent. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs waren die Berliner Ökonominnen und Ökonomen maßgeblich daran beteiligt, die Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen (VGR) zu konzipieren – fortan lieferte das DIW Berlin vierteljährlich die Datengrundlage für nahezu alle auf Deutschland bezogenen Modelle, die die konjunkturelle Entwicklung in der kurzen Frist vorhersagten. „Heutzutage würde man die VGR als Forschungsinfrastruktur bezeichnen, da diese Statistik nicht nur für das DIW Berlin, sondern für viele Forscherinnen und Forscher als Grundlage diente. Statistiken für Dritte aufzubereiten gehörte von Anfang an zu den wichtigen Arbeiten des Instituts. Heute werden die Daten des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP), einer 1984 gestarteten wiederholten Befragung von Privathaushalten, von etwa 500 Forschergruppen jährlich weltweit für Analysen verwendet. Auf Basis des SOEP sind bereits über 7.000 Publikationen entstanden“, erklärt Vorstandsmitglied Gert G. Wagner.

Beratung von Politik und Öffentlichkeit ist Schwerpunkt von Beginn an

Während der Teilung Deutschlands war das Institut dank seines Standorts in West-Berlin prädestiniert dafür, Studien zur Wirtschaft der DDR zu erstellen und später der Frage nachzugehen, wie sich die ökonomischen Folgen der deutschen Einheit bewältigen lassen. Nicht nur bei diesem Thema zeigten und zeigen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler außerdem, dass sie öfter mal gegen den Strom der vorherrschenden Meinung schwimmen. „Wir legen viel Wert auf die wissenschaftliche Freiheit unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter“, erklärt DIW-Geschäftsführer Cornelius Richter. „Die Förderung unseres wissenschaftlichen Nachwuchses ist zentraler Bestandteil der Institutsarbeit. Im Jahr 2006 hat das DIW Berlin deswegen ein eigenes Programm für die Ausbildung von Doktorandinnen und Doktoranden eingerichtet.“

Seit seiner Gründung verfolgt das Institut die Strategie, nicht nur die Politik zu beraten, sondern auch die interessierte Öffentlichkeit zu informieren. Seit 1928 publiziert das Institut im Wochenbericht regelmäßig wirtschafts- und gesellschaftspolitisch relevante Studien in allgemeinverständlicher Form. In 82 Jahren sind rund 3.700 Ausgaben der Flaggschiff-Publikation erschienen, die weite Beachtung in Medien, Politik und Öffentlichkeit findet. DIW-Präsident Fratzscher: „Wirtschaftspolitische Beratung wird immer wichtiger – gerade in ökonomisch und sozial herausfordernden Zeiten wie diesen, in denen die Politik beispielsweise komplexe und wegweisende Entscheidungen zur Zukunft Europas treffen muss. Wirtschafts- und Sozialforschung darf kein Selbstzweck sein, sondern sollte letztendlich dabei helfen, drängende Fragen in realen Lebensbereichen zu beantworten. Für diesen Anspruch steht das DIW Berlin auch in den nächsten Jahren und Jahrzehnten.“

keyboard_arrow_up