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Deutsches Bauvolumen wird 2014 real um vier Prozent wachsen - Wohnungsneubau bleibt rege und öffentlicher Bau erholt sich

Pressemitteilung vom 20. November 2013

DIW-Experten dämpfen Hoffnung auf schnellwirksame zusätzliche Wachstumsimpulse aus möglichen Investitionsprogrammen – Rat an die neue Bundesregierung: Programme sorgfältig und in Ruhe ausgestalten, um Mitnahmeeffekte so gering wie möglich zu halten

Die deutsche Bauwirtschaft wird einer Prognose des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) zufolge auch im kommenden Jahr eine Stütze der deutschen Konjunktur bleiben. Für das laufende Jahr rechnen die Experten mit einer real stagnierenden Entwicklung des Bauvolumens, für 2014 prognostizieren sie eine Zunahme um nominal mehr als sechs, real um rund vier Prozent. Überproportional werde dabei das Bauhauptgewerbe profitieren. Weiterhin rege bleibe angesichts niedriger Zinsen die Wohnungsbaukonjunktur, der öffentliche Bau dürfte zudem wieder sein Vorkrisenniveau erreichen, so die Experten. Sie dämpften allerdings die Hoffnung, dass Investitionsprogramme, wie sie derzeit in den Koalitionsverhandlungen diskutiert werden, bereits 2014 zusätzliches Wachstum generieren könnten. „Die Erfahrung mit den Konjunkturpaketen zeigt, dass sich die Wirkung solcher Maßnahmen erst mit deutlicher Verzögerung entfaltet und dass die Gefahr von Mitnahmeeffekten sehr groß ist. Wir warnen deswegen vor übereilten Entscheidungen. Die Investitionslücke in Deutschland zu schließen, ist ein wichtiges Zukunftsprojekt und sollte mit Bedacht gestaltet werden“, so die DIW-Wissenschaftler Martin Gornig, Hendrik Hagedorn und Claus Michelsen.

Der Deutsche Wohnungsbau profitiert nach wie vor von den günstigen Rahmenbedingungen: Die Zinsen sind niedrig, die Arbeitsplatzsicherheit ist hoch, die Mieten in den deutschen Ballungsräumen steigen und mit alternativen Anlagen wie deutschen Staatsanleihen können derzeit nur geringe Renditen erwirtschaftet werden. All das trägt laut den DIW-Experten dazu bei, dass sich die positive Entwicklung im deutschen Wohnungsbau weiter fortsetzt. „Für das laufende Jahr rechnen wir mit einer Steigerung von real rund 1,2 Prozent, für 2014 mit einem Plus von rund vier Prozent“, so die Experten.

Für den Wirtschaftsbau erwarten die DIW-Wissenschaftler im nächsten Jahr wieder positive Zahlen: „Hier werden wir im laufenden Jahr vor allem aufgrund der Witterungseinflüsse sowie einer anhaltenden Investitionszurückhaltung einen Rückgang von rund zwei Prozent sehen, im kommenden Jahr wird es dann mit einem Abflauen der Eurokrise wieder ein Plus von zwei Prozent geben.“ Das Bauvolumen im öffentlichen Bau werde trotz des starken Einbruchs 2012 im laufenden Jahr nur leicht zunehmen. Für das kommende Jahr deute jedoch alles auf ein kräftiges Plus hin, das die DIW-Experten mit rund 7,6 Prozent beziffern.

Eine Ausweitung der Investitionstätigkeit sollte mit Bedacht geschehen

Die DIW-Experten plädieren in ihrem Gutachten für eine realistische Diskussion um die Ausweitung der Investitionstätigkeit. Die energetischen Sanierungen etwa, die in den vergangenen Jahren bereits massiv ausgeweitet wurden, seien nach wie vor niedriger als dies zur Erfüllung der selbstgesteckten Klimaziele nötig wäre. Dies könne kurzfristig aber wohl nicht geändert werden. „Die tatsächliche Entwicklung läuft weit ab vom politisch erwünschten Sanierungspfad. Um diesen zu erreichen, müsste sich die Sanierungsrate mehr als verdoppeln. Eine derartige Ausweitung scheint realistisch betrachtet kurzfristig kaum erreichbar“, so die Experten. Ähnliches gilt im Bereich der Verkehrsinfrastruktur. Zwar gebe es hier einen großen Nachholbedarf an Investitionen, aber nur mit einer sorgfältig geplanten Investitionsagenda könne diese Lücke nachhaltig geschlossen werden.

Daher warnen die Experten vor politischen Schnellschüssen. In jedem Fall aber dürften Beschlüsse zu einer Ausweitung der Investitionstätigkeit im nächsten Jahr keine spürbaren Impulse auslösen. So dürften anhaltende politische Diskussionen um Fördermaßnahmen die Investitionsentwicklung zunächst bremsen. „Die Diskussion um eine eventuelle steuerliche Förderung der energetischen Gebäudesanierung könnte erneut dazu führen, dass Bauherren ihre geplanten Maßnahmen zurückstellen und die Entscheidung der Politik abwarten. Die Diskussion führt also dazu, dass zunächst weniger investiert wird.“ Die Verlässlichkeit der Politik und eine entsprechende Planungssicherheit seien wichtige Voraussetzungen für das Gelingen einer Investitionsagenda.

Auch von den Investitionsprogrammen im Infrastrukturbereich, wie sie derzeit unter anderem in den Koalitionsverhandlungen diskutiert werden, sind den DIW-Forschern zufolge keine kurzfristigen Impulse zu erwarten. „Die Erfahrung mit den Konjunkturprogrammen zeigt, dass zusätzliche Investitionsmaßnahmen eines erheblichen Planungsvorlaufs bedürfen und dass zusätzliche Finanzmittel oft nur zur Haushaltssanierung verwendet werden.“ Die Politik solle sich Zeit nehmen, um die Programme so auszugestalten, dass Mitnahmeeffekte so niedrig wie möglich ausfallen.

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DIW Wochenbericht 47/2013 (PDF, 365.06 KB)

DIW Wochenbericht 47/2013 als E-Book (EPUB, 3.68 MB)

O-Ton von Hendrik Hagedorn
Investitionsprogramme führen meist nicht zu zusätzlichen Investitionen - Sechs Fragen an Hendrik Hagedorn
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