Vor fünfzig Jahren wurde die Vereinigung der Freunde (VdF) des DIW Berlin gegründet. Seitdem unterstützt sie mit zweckgebundenen Spenden die Forschungstätigkeit des Hauptstadt-Instituts. Die VdF ist ein Förderkreis, der zurzeit aus 106 nationalen und internationalen Unternehmen besteht, und über den Kontakte in die Wirtschaft geknüpft und vertieft werden. In dem Festakt, betonte Dr. Alexander von Tippelskirch, neu gewählter Vorsitzender der VdF und Sprecher des Vorstandes der Deutschen Industriebank (IKB), die zunehmende Bedeutung der Zusammenarbeit von Wissenschaft und Wirtschaft.
Wolfgang Wiegard, Mitglied im Rat der Sachverständigen zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Lage, bekräftigte in seinem Festvortrag die düstere Prognose des Sachverständigenrates für das Wirtschaftswachstum im kommenden Jahr. Danach wird das Bruttoinlandsprodukt in Deutschland nur um 0,7 % wachsen. Wiegard kritisierte die Reform des Länderfinanzausgleichs. Das System rufe dadurch Fehlanreize hervor und sei komplizierter und intransparenter geworden. Das Steuersenkungsgesetz sei hingegen besser als sein Ruf, und die Reform der Gewerbesteuer die große steuerpolitische Aufgabe der Bundesregierung für die nächste Legislaturperiode. Wiegard betonte, dass am Stabilitäts- und Wachstumspakt nicht gerüttelt werden darf. Er rief die Tarifpartner zu einer moderaten Lohnpolitik auf.
Wiegard überreichte zusammen mit DIW-Forschungsdirektor Prof. Dr. Gert Wagner die von der VdF gestifteten Preise für die besten Publikationen des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) der Jahre 1999 bis 2001. Beste SOEP-Publikation ist The Real Worlds of Welfare Capitalism von Robert E. Goodin, Bruce Headey, Ruud Muffels und Henk-Jan Driven. Das australisch-niederländische Autorenteam vergleicht das Wirtschaftswachstum, die Dynamik der Einkommensverteilung und die Armut in den USA, den Niederlanden und in Deutschland. Sie kommen zu dem bemerkenswerten Ergebnis, dass ein aktivierender Sozialstaat, wie er in den Niederlanden verwirklicht ist, sowohl im Hinblick auf das Wachstum wie der Verteilung der Einkommen dem liberalen Wohlfahrtsstaat der USA als auch dem konservativen Sozialstaat Deutschlands überlegen ist. In den Niederlanden gibt es ein befriedigendes Wirtschaftswachstum und kaum Einkommensarmut, die zudem noch rasch überwunden wird.
Als beste politikberatende Arbeit wurde Poverty Dynamics in Six OECD Countries von Howard Oxley, Thai Than Dang, and Pablo Antolín ausgezeichnet. Die im Stab der OECD tätigen Autoren vergleichen das Fallen in Armut und das Entkommen aus Armut in sechs Ländern. Das vielleicht wichtigste Resultat ist, dass die Maßnahmen des Sozialstaates zwar ohne Zweifel helfen, dass weniger Leute als arm bezeichnet werden müssen. Sie helfen aber denjenigen kaum, die bereits in Armut gefallen sind, aus dieser wieder zu entkommen. Dies gilt besonders für Alleinerziehende.
Beste Juniorpublikation wurde Better LATE? Instrumental Variables Estimation of the Returns to Job Mobility during Transition von Frank Siebern. Der Autor, der bei der Europäischen Kommission in Brüssel arbeitet, hat neueste ökonometrische Verfahren trickreich angewandt, um zu analysieren, ob die immer wieder zitierte These stimmt, dass nach der Wende in Ostdeutschland der Wechsel des Arbeitsplatzes dazu geführt hat, dass das spätere Einkommen höher war als bei den nicht mobilen Beschäftigten. Er kommt zu dem Ergebnis, dass diejenigen, die freiwillig gewechselt haben, höhere Einkommen erzielen, aber nicht diejenigen, die durch Betriebsschließungen freigesetzt wurden.