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Arbeitszeitwünsche schwanken mit der Konjunktur. DIW Berlin: Beschäftigungspotenzial nur schwer nutzbar

Pressemitteilung vom 5. Juni 2002

Die vom DIW Berlin erhobenen Daten des sozio-oekonomischen Panels (SOEP) zeigen, dass die Bereitschaft zur Arbeitszeitverkürzung im Jahr 2000 einen vorläufigen Höhepunkt erreichte. Im Durchschnitt wollte jeder abhängig Beschäftigte wöchentlich in Westdeutschland 1,8 Stunden und in Ostdeutschland 1,2 Stunden weniger als vertraglich vereinbart arbeiten. Vor allem der Wunsch nach einer nur geringen Verkürzung der Arbeitszeit von weniger als zwei Wochenstunden hat zugenommen. Bei den Arbeitszeitwünschen gibt es wesentliche innerdeutsche Unterschiede; sie sind vor allem in der Erwerbsorientierung teilzeitbeschäftigter Frauen begründet.
Während in Westdeutschland drei von fünf teilzeitbeschäftigten Frauen mit ihrer Arbeitszeit zufrieden waren, wollten in Ostdeutschland 56 % ihren wöchentlichen Arbeitsumfang deutlich erhöhen, 44 % sogar um mehr als sechs Stunden. Die Wunscharbeitszeit teilzeitbeschäftigter Frauen war in Ostdeutschland mit 29 Wochenstunden um etwa zehn Stunden höher als in Westdeutschland. Insgesamt lag im Jahr 2000 die Wunscharbeitszeit in Westdeutschland bei 32,4 Wochenstunden, in Ostdeutschland bei 35,8 Stunden. Die durchschnittliche vereinbarte Arbeitszeit betrug 34,2 bzw. 37 Stunden.
In der seit langem anhaltenden Phase hoher Arbeitslosigkeit wird immer wieder diskutiert, inwieweit in der Arbeitszeitverkürzung mit und ohne Lohnausgleich eine Möglichkeit der Umverteilung von bezahlter Arbeit gesehen werden kann. Arbeitslose und Nichterwerbstätige in der Stillen Reserve hätten zumindest rechnerisch stärker an einer beschäftigungswirksamen Ausschöpfung dieses Beschäftigungspotentials partizipieren können. Es ist aufgrund des regionalen und qualifikatorischen Mismatches aber nur schwer zu erschließen. Außerdem können gerade geringfügige Arbeitszeitverkürzungen leichter durch Produktivitätssteigerungen ausgeglichen werden als umfangreiche Verkürzungen. Erste Analysen für das Jahr 2001 zeigen zudem, dass sich das Beschäftigungspotentials aufgrund der ungünstigeren konjunkturellen Lage verringert hat.
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