Direkt zum Inhalt

Beschäftigungsentwicklung im Euroraum: Krise am Arbeitsmarkt verschärft sich

Pressemitteilung vom 4. Dezember 2002

In diesem Jahr wird es im Euroraum voraussichtlich nur noch zu einem Wirtschaftswachstum von rund 0,75 % kommen. Die jüngsten Prognosen lassen erwarten, dass es auch im nächsten Jahr allenfalls zu einem schwachen Wachstum von rund 1,5 % kommen wird. Da dieser Wert noch unterhalb der Erfahrungswerte für die Beschäftigungsschwelle liegt, dürfte die Arbeitslosigkeit 2003 nicht nur nicht zurückgehen, sondern weiter steigen. Am Ende dieses Jahres dürfte die Arbeitslosenquote bereits wieder bei rund 8,5 % liegen. Die Unterbeschäftigung hält an. Zu diesen Ergebnissen kommt das DIW Berlin in seinem aktuellen Wochenbericht 49/2002. Das Institut sieht für den Euroraum in den nächsten Jahren nur dann eine spürbare Entspannung am Arbeitsmarkt, wenn es zu einem Wirtschaftswachstum von deutlich über 2 % kommt, und dies auch nur, wenn sich ein Aufschwung gefestigt hat.
Bei den gegenwärtigen weltwirtschaftlichen und wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen im Euroraum sind die mittelfristigen Aussichten auf ein die Beschäftigung stimulierendes Wachstum mit einer Annäherung an einen befriedigenden Beschäftigungsstand schlecht. Während die Lohnentwicklung im Euroraum etwa dem verteilungsneutralen Referenzwert entspricht, hat die Geldpolitik auf die schlechte Wirtschaftsentwicklung zu spät und unzureichend reagiert. Die Finanzpolitik ist allenfalls leicht expansiv oder - wie vor allem in Deutschland - sogar deutlich restriktiv und wirkt insgesamt eher prozyklisch. Es besteht die Gefahr, dass das In-Gang-Setzen des Motors für mehr Beschäftigung und weniger Arbeitslosigkeit, nämlich ein stabiles Wirtschaftswachstum auf höherem Niveau, nicht nachhaltig genug betrieben wird.

Das DIW Berlin weist auf einen wichtigen Frühindikator für die Arbeitsmarktentwicklung hin, die Vakanzenquote (Verhältnis der Zahl der offenen Stellen zur Zahl der Erwerbspersonen). In fast allen Ländern übersteigt die Zahl der Arbeitslosen in der Regel deutlich die Zahl der angebotenen offenen Stellen. Niedrige Vakanzenquoten in einer Größenordnung von 1 % - wie in den meisten europäischen Ländern - bei gleichzeitig hoher Arbeitslosigkeit deuten darauf hin, dass angebotene und nachgefragte Qualifikationen auf dem Arbeitsmarkt nicht wesentlich auseinander klaffen. Eine Ausnahme bildeten hier zuletzt die Niederlande, wo in den beiden letzten Jahren die Vakanzenquote mit 2,5 % ebenso hoch war wie die Arbeitslosenquote. Offensichtlich besteht hier ein deutlicher Arbeitskräftemangel oder zumindest ein teilweiser mismatch von Qualifikationen.
keyboard_arrow_up