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SOEP Prize 2005 für die besten Publikationen auf Basis des SOEP. Vereinigung der Freunde des DIW Berlin vergibt Preise an taz und Capital

Pressemitteilung vom 10. Mai 2005

Am 11. Mai 2005 vergibt die Vereinigung der Freunde des DIW Berlin die Preise für die besten Publikationen, die außerhalb des DIW Berlin auf Basis der Längsschnittsdaten des Sozio-oekonomischen Panels – weltweit kurz SOEP genannt – erarbeitet werden. Das SOEP ist eine im DIW Berlin beheimatete Serviceeinrichtung der Leibniz-Gemeinschaft. Die SOEP-Daten sind Teil der weltweiten Forschungs-Infrastruktur der Sozial- und Wirtschaftswissenschaften. Für Journalisten-Arbeiten werden gleichrangig zwei Preise in Höhe von je 300 € vergeben.
Claudia Borchard-Tuch wird ausgezeichnet für den Artikel „Unzufrieden ohne Job“, der 2004 im Wissenschaftsteil der „taz“ erschienen ist. Der Artikel stellt nicht nur die psychischen Schmerzen, die Arbeitslosigkeit verursacht, sachgerecht dar, sondern beschreibt den Lesern auch die SOEP-Erhebung sehr gut; letzteres kommt selten vor.

Dirk Horstkötter und Rainer Hübner werden für ihren Artikel „Verteilter Wohlstand“ ausgezeichnet, der 2004 in der Zeitschrift Capital erschienen ist. Die beiden Redakteuere beschreiben anhand von Längschnittsergebnissen des SOEP die Entwicklung von Ungleichheit und Armut in Deutschland. Sie haben mit ihrer Interpretation wesentliche Ergebnisse des Armuts- und Reichtumsberichts der Bundesregierung vorweggenommen.

In der Kategorie Beste wissenschaftliche Publikationen (Best Paper) werden wiederum zwei zweite Preise und ein erster Preis zu je 600 bzw 1000 Euro vergeben. Hier steht Grundlagenforschung im Mittelpunkt; gut erklärbar ist nur eine der preisgekrönten Arbeiten:

Als beste SOEP-Publikation der Jahre 2003 und 2004 wird die Arbeit eines Teams aus den USA und Österreich ausgezeichnet. Beide haben freilich auch enge Verbindungen nach Berlin, wo sie am Max Planck Institut für Bildungsforschung zusammengearbeitet haben.

Thomas DiPrete und Henriette Engelhardt werden für ihre in der Top-Fachzeitschrift Sociological Methods & Research erschienene Arbeit “Estimating Causal Effects with Matching Methods in the Presence and Absence of Bias Cancellation” ausgezeichnet. Es ist eine methodische Studie, die u. a. für die Evaluation der Arbeitsmarkt- und Bildungspolitik Bedeutung erlangen soll.

Die Amerikanerin Amelie Constant, die in Bonn am Institut zur Zukunft der Arbeit (IZA) forscht, und der Amerikaner Douglas S. Massey, Princeton University, erhalten einen Preis für ihre in der Zeitschrift International Migration erschienene Arbeit “Return Migration by German Guestworkers: Neoclassical versus New Economic Theories”. Die Studie zeigt, dass Zuwanderer, die enge Verbindungen zu ihrem Herimatland haben (in Deutschland etwa ein Viertel) und andere Zuwanderer sich sehr unterschiedlich verhalten. Die Gruppe mit Verbindungen geht mit viel größerer Wahrscheinlichkeit zurück, wenn sie arbeitslos wird als die hier inzwischen verwurzelten Zuwanderer.

Der andere zweite Preis beschäftigt sich wiederum mit Grundlagenforschung im Bereich der Einkommensverteilung. Ihn erhält das US-amerikanische Autorenteam John A. Bishop, Victor K. Chow und Lester A. Zeager für den im International Economic Review erschienen Aufsatz ”Decomposing Lorenz and concentration Curves”.

Drei Preise werden für die besten wissenschaftlichen Nachwuchsarbeiten (Junior Prize) vergeben.

Der erste Preis in Höhe von 1000 Euro für die beste Nachwuchsarbeit geht an ein internationales Autorenteam, dessen Zusammensetzung typisch ist für die weltweite Analyse des SOEP.

Paul Frijters ist Niederländer, der z.Z. in Australien forscht; John Haisken-DeNew ist Kanadier und arbeitet im RWI in Essen; Michael Shields ist Australier, wo er – zufälligerweise - auch forscht. Sie erhalten den ersten Preis für die im Journal of Human Resources erschienene Arbeit “Investigating the Patterns and Determinants of Life Satisfaction in Germany Following Reunification“. Sie können auf methodisch sehr anspruchsvolle Weise zeigen, dass nur etwas mehr als 10 Prozent des Anstiegs der Lebenszufriedenheit in Ostdeutschland auf das gestiegene Einkommen zurückzuführen sind. 90 Prozent gehen auf die mit der Wende verbundene größere Freiheit des Lebens zurück.


Der zweite Preise geht zu gleichen Teilen von je 600 € an folgende Autoren:

Zum ersten an den jungen Mannheimer Soziologieordinarius Markus Gangl für seine im American Journal of Sociology erschienene Arbeit “Welfare States and the Scar Effects of Unemployment: A Comparative Analysis of the United States and West Germany”. Er zeigt, dass die Arbeitslosenversicherung – insbesondere in den USA – dazu führt, dass Arbeitslose nicht jeden beliebigen Job annehmen müssen und dadurch ihr Lebenseinkommen im Anschluss an Arbeitslosigkeit erhöht wird. Daran anschliessend formuliert er noch eine Vielzahl offener Forschungsfragen, von denen einige künftig mit Hilfe des SOEP beantworten werden sollen.

Der junge belgische Ökonom Philippe Van Kerm, der in Luxemburg am Institut CEPS – das mit dem DIW Berlin vergleichbar ist – arbeitet, erhält den Preis für seine in der britischen Fachzeitschrift Economica veröffentlichte Arbeit „What Lies Behind Income Mobility? Reranking and Distributional Change in Belgium, Western Germany and the USA”. Es handelt sich um echte Grundlagenforschung, die dazu beitragen wird, dass wir künftig die Dynamik der Einkommensverteilung besser verstehen können.

Für die Jahre 2003 und 2004 liegen auf Basis des SOEP über 500 wissenschaftliche Publikationen vor. Davon wurden 25 für die Preisverleihung nominiert und schließlich sechs prämiert. Hervorzuheben ist, dass SOEP-Ergebnisse inzwischen in den weltweit führenden Fachzeitschriften publiziert werden. So kommt es, dass ein Artikel, der in der Spitzenzeitschrift „American Economic Review“ erschien, nicht prämiert wird, weil es noch bessere Aufsätze gibt.

Aus einer kaum zu überschauenden Zahl von journalistischen Meldungen und Artikeln wurden sieben größere Artikel nominiert und zwei preisgekrönt. Auch hier ist die Liste der Qualitäts-Medien, wo Artikel erschienen, die aber nicht ausgewählt wurden, eindrucksvoll. Beispielhaft genannt seien: Bild der Wissenschaft, Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, Neue Zürcher Zeitung, Psychologie heute und Süddeutsche Zeitung.

Das Preis-Komitee besteht aus den Vorsitzenden des Beirats, der das SOEP berät, und dem Leiter des SOEP: Prof. Dr. Gisela Trommsdorf, Universität Konstanz, Prof. Dr. Stephen Jenkins, Essex University, und Prof. Dr. Gert G. Wagner, DIW Berlin.

Näheres zum SOEP Prize:
http://www.diw.de/deutsch/sop/soep-prize/index.html
und zum SOEP:
http://www.diw.de/deutsch/sop/
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