Deutliche Mehrheit der Bevölkerung empfindet Besteuerung von Top-Managern als zu niedrig

Pressemitteilung vom 20. Juli 2005

Selbst die Bezieher hoher Einkommen sehen mit einer deutlichen Mehrheit die Steuerlast von Topmanagern als zu niedrig an. Dies gehört zu den vorläufigen Ergebnissen einer Befragung zur Gerechtigkeit der Einkommensteuer, die das DIW Berlin im Rahmen seiner Langzeitstudie „Sozio-oekonomisches Panel“ (SOEP) im aktuellen Wochenbericht des DIW Berlin 29/2005) veröffentlicht. Die steuerliche Belastung ungelernter Arbeiter schätzen dagegen fast zwei Drittel aller Befragten als zu hoch ein. Die Belastung von Vorstandsmitgliedern großer Unternehmen wird sogar von drei Vierteln als zu niedrig angesehen; selbst zwei Drittel der befragten leitenden Angestellten glauben dies. Insgesamt sind die Befragten für eine geringere Spreizung der Einkommen.
Da in Ostdeutschland egalitäre Vorstellungen allgemein stärker ausgeprägt sind, ist der Anteil derjenigen, die die Besteuerung Ungelernter für angemessen halten, mit 30 % geringer als im Westen (37 %). Erwartungsgemäß ist auch in Ostdeutschland der Anteil derer, die Manager stärker besteuert sehen möchten, mit 81 % höher als in Westdeutschland (73 %).

Nur gut 10 % der ungelernten Arbeiter halten die eigene Besteuerung für angemessen, fast 90 % fühlen sich zu hoch besteuert. Da viele Ungelernte mit ihrem Einkommen die entsprechenden Freibeträge nicht übersteigen und deshalb faktisch keine Steuern zahlen, dürften hier von manchen Befragten fälschlicherweise auch die Sozialabgaben mit in die Bewertung einbezogen worden sein.

Aus diesen Ergebnissen kann man nicht wissenschaftlich ableiten, wie eine „gerechte“ Einkommensteuer auszusehen hätte. Entscheidungen über die Besteuerung sind ein genuin politischer Akt, der nur dem Gesetzgeber legitim zusteht. Befragungen können der Politik nur Hinweise geben.
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