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Ostdeutsche Industrie feilt an ihren Produkten – und schiebt sich auf dem Weltmarkt nach vorn

Pressemitteilung vom 9. November 2009

DIW-Studie: „Die Aufholjagd in Sachen Produktivität ist voll im Gange“

9. November 2009 - Die ostdeutsche Industrie liegt in ihrer Produktivität deutlich hinter der Konkurrenz aus Westdeutschland zurück – auch 20 Jahre nach dem Mauerfall. Allerdings gibt es deutliche Anzeichen für ein anhaltendes Aufholen. Dies ist ein zentrales Ergebnis einer jetzt vom DIW Berlin veröffentlichten Studie. „Die Aufholjagd der ostdeutschen Industrie ist immer noch voll im Gange,“ sagt Martin Gornig, einer der Autoren der Studie. „Gerade seit Beginn dieses Jahrzehnts gelingt es immer mehr ostdeutschen Firmen, sich durch ihre Produktpolitik Effizienzvorteile und damit einen Vorsprung gegenüber der Konkurrenz zu verschaffen.“
Seit Adam Smith, dem Begründer der klassischen Volkswirtschaftslehre, gelten eine hochgradige Arbeitsteilung und die Spezialisierung von Unternehmen auf einige wenige Produkte als der Schlüssel zu ökonomischem Erfolg. Gleichzeitig müssen die Unternehmen immer wieder andere Produkte entwickeln, um neue Marktpotentiale zu erschließen. Die richtige Mischung von Produktspezialisierung und Produktdifferenzierung  zeichnet moderne Volkswirtschaften aus.

Die Frage nach den Ursachen der Produktivitätsunterschiede zwischen Ost und West setzt also genau an der Frage der Produktpalette ost- und westdeutscher Unternehmen an. Geht man bis in die DDR-Zeit zurück, konnte der Unterschied zwischen Ost und West kaum größer sein, denn: Die Industriekombinate der DDR waren bei ihrer Produktpalette in aller Regel weit vom Idealzustand einer hochgradigen Spezialisierung entfernt. Aufgrund der vorherrschenden Mangelversorgung produzierten viele Kombinate vielmehr eine immense Bandbreite von Produkten. Damit immunisierten sie sich zwar gegen Versorgungsengpässe, freilich jedoch um den Preis von Effizienz und Produktivität.

Wie konnten die Überlebenden der DDR-Industrie überleben?


Auch dieses Erbe führte dazu, dass nach der Wende nur rund ein Drittel der ostdeutschen Industriebetriebe die harte Konkurrenz des Weltmarkts überlebte. Welche Produktstrategien aber zeichnen die überlebenden Betrieben seitdem aus? Und wie konnten sie dadurch ihre Produktivität und Wettbewerbsfähigkeit steigern? Ist die langsam aber stetig steigende Produktivität der ostdeutschen Industrie auch Folge der neuen Produktpolitik ostdeutscher Unternehmen?

Eben diese Fragen stehen im Mittelpunkt der jetzt veröffentlichten Untersuchung.  Für ihre Studie werteten die Wissenschaftler vom DIW Berlin und der TU Berlin einen gemeinsam mit dem Forschungsdatenzentrum des Statistischen Landesamts Berlin-Brandenburg entwickelten Unternehmensdaten aus. Im Einzelnen analysierten die Forscher die Entwicklung der Produktpalette praktisch aller Produktionsbetriebe von mindestens 20 Mitarbeitern in den neuen Bundesländern zwischen 1995 und 2004.

Fazit: Immer mehr Unternehmen versuchen, neue Produkte zu etablieren


Ihr positives Fazit: Die ostdeutsche Industrie hat zwar noch nicht den für Westdeutschland kennzeichnenden Zustand höchster Ausdifferenzierung und Produktspezialisierung erreicht. Der Rückstand der ostdeutschen Industrieunternehmen aber ist stetig kleiner geworden. In den frühen Jahren des Anpassungsprozesses stand die Konzentration der Produktion auf wenige Produkte im Vordergrund. Viele dieser Produkte kamen aus dem Westen. Mittlerweile nimmt aber auch in Ostdeutschland die Zahl der Unternehmen zu, die versuchen selbst neue Produkte am Markt zu etablieren. Solche Unternehmen unterscheiden sich in ihrer Produktivität kaum noch von westdeutschen Vergleichsbetrieben.

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