Direkt zum Inhalt

Erstellung und Analyse einer konsistenten Vermögensverteilungsrechnung für Personen und Haushalte 2002 und 2007 unter Berücksichtigung der personellen Einkommensverteilung

Abgeschlossenes Projekt

Projektleitung

Joachim R. Frick (ehem. SOEP)

Projektzeitraum

1. Januar - 1. Dezember 2009

Auftraggeber*innen

Hans-Böckler-Stiftung

1. Kontext / Problemlage
Für Deutschland liegt seit Mitte der 1980er Jahre keine vollständige und konsistente Vermögensrechnung auf der Haushaltsebene mehr vor. Zum einen wird seit 1983 in der Einkommens- und Verbrauchsstichprobe (EVS) das (schwer erfassbare) Betriebsvermögen nicht mehr erhoben. Zweitens ist die Aussagekraft der Ergebnisse zur Einkommens- und Vermögensverteilung auf Basis der EVS durch eine Abschneidegrenze am oberen Einkommensrand eingeschränkt. Aufgrund des positiven Zusammenhangs zwischen Einkommen und Vermögen ist von einer bedeutenden Verzerrung der Vermögensverteilung durch Verwendung dieser Abschneidegrenze auszugehen.

Mit Hilfe der Daten des Sozio-oekonomischen Panel (SOEP) soll eine konsistente Vermögensrechnung für die Jahre 2002 und 2007 erstellt werden. Dabei wird insbesondere dem Aspekt des Item-Non-Response und Imputation von Vermögensfragen des SOEP besondere Aufmerksamkeit gewidmet.

2. Fragestellung
Die inhaltlichen Ziele des Projektes sind:

- die Erstellung einer detaillierten und konsistenten Vermögensrechnung auf der Ebene privater Haushalte in Deutschland für das Jahr 2002 und 2007;

- die für Deutschland erstmalige Erstellung einer personenbezogenen und intrapartnerschaftlichen Vermögensverteilungsrechnung, um geschlechtsspezifische Vermögensunterschiede darzustellen;

- eine explorative Analyse der Beziehung von Einkommen und Vermögen, insbesondere die Untersuchung der Einkommens- und Vermögenssituation einkommensstarker Haushalte;

- eine explorative Längsschnittanalyse der Vermögensentwicklung.

Darüber hinaus verfolgt das Projekt auch zwei methodische Ziele:

1. die Konzeption und Umsetzung der multiplen Imputation fehlender Angaben bei Vermögensfragen im SOEP und

2. die Erstellung eines Scientific Use File der nutzerfreundlich aufbereiteten Vermögensinformationen des SOEP für weitergehende (Re-) Analysen, die auch in die Luxembourg Wealth Study (LWS) einfließen.

3. Untersuchungsmethoden
Die deskriptiven und multivariaten Analysen wurden auf Basis der Mikrodaten des SOEP durchgeführt. Im Rahmen der Verteilungsanalysen wurde auf bewährte Indikatoren der Einkommensverteilungsforschung zurückgegriffen: Neben dem Gini-Koeffizienten, der für Veränderungen im mittleren Bereich sensitiv ist, kamen für die im allgemeinen ungleichere Vermögensverteilung auch sogenannte "bottom" (MLD-Koeffizient) bzw. "top"-sensitive (SCV) Konzentrationsmaße zur Anwendung. Die Untersuchung des Zusammenhangs von Einkommensmobilität und Vermögensbestand wurde mit Hilfe von in der Mobilitätsforschung eingeführten Standardindikatoren (vgl. Fields / Ok 1996, 1999; Shorrocks 1978) analysiert.

Zum besseren Verständnis des Einflusses verschiedener Vermögenskomponenten auf die Ungleichheit sowie zur Illustration von Vermögensunterschieden zwischen Subpopulationen wurden auch Methoden zur Dekomposition eingesetzt (vgl. z.B. Jenkins 1995; Shorrocks 1984, Frick et al. 2005).

4. Darstellung der Ergebnisse
- Die Vermögensdaten im SOEP der Erhebungsjahre 2002 und 2007 wurden umfassend aufbereitet, d.h. insbesondere fehlende Antwortangaben wurden vollständig imputiert. Die in der ersten Projektphase entwickelte Querschnittsimputation wurde revidiert und erweitert um eine längsschnittbasierte, iterative und multiple Imputation.

- Inhaltliche Analysen zur Vermögensverteilung belegen eine größere Ungleichheit als bei den verfügbaren Einkommen. Rund 60% des gesamten Vermögens werden von den reichsten 10% der Bevölkerung gehalten. Bei Kontrolle sozialstruktureller Merkmale fallen geschlechtsspezifische Unterschiede sowohl bezüglich der Höhe als auch der Vermögenskomposition auf; besonders ausgeprägt sind diese bei Verheirateten.

- Dekompositionsanalysen belegen, dass dieses "gender wealth gap" vorrangig auf Unterschiede in den Charakteristika (z.B. Arbeitsmarktbeteiligung) zurückzuführen sind. Die Erweiterung der bisherigen Vermögensanalysen um eine Approximation der fiktiven Sozialversicherungsvermögen wurde auf die Population der aktuellen Rentner ausgeweitet.

- Erste Analysen für die Population der aktuellen Rentner deuten auf eine nachhaltige Reduktion der Vermögensungleichheit hin.

DIW Team

Themen: Verteilung

keyboard_arrow_up