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DIW-Managerinnen-Barometer: Deutsche Vorstandsetagen - ein Männerclub

Pressemitteilung vom 27. Januar 2010

DIW Berlin: Ohne verbindliche Regelungen keine Trendwende
Die Posten in den Vorständen und Aufsichtsräten großer Unternehmen in Deutschland bleiben nach wie vor fest in Männerhänden. Gerade einmal 2,5 Prozent aller Vorstandsmitglieder der 200 größten Unternehmen sind Frauen. „In Zahlen sind das 21 von 833 Vorstandsposten“, sagte Elke Holst, Autorin der neuen DIW-Studie, die den Frauenanteil in den Spitzengremien großer Unternehmen in Deutschland untersucht. „Für eine echte Trendwende braucht es verbindliche Regelungen mit klaren Sanktionen.“
 

Frauenanteil in den Top100-Vorständen sinkt unter Ein-Prozent-Marke
Die Vorstände der 200 umsatzstärksten Unternehmen in Deutschland werden nach wie vor von Männern dominiert – mit erdrückender Mehrheit. Unter den insgesamt 833 Vorstandsmitgliedern befinden sich gerade einmal 21 Frauen. Dies entspricht einem Anteil von 2,5 Prozent. In den Vorständen der 100 größten Unternehmen unterschreitet der Frauenanteil sogar die Ein-Prozent-Marke. Frauen halten dort nur vier von 441 Sitzen. Bei den 50 größten Unternehmen findet sich schließlich nur ein einziges weibliches Vorstandsmitglied: Barbara Kux, die das Supply Chain Management bei Siemens leitet. Sie ist die einzige Frau im Vorstand eines Dax-30-Unternehmens. Auch im Finanzsektor stellen Frauen nicht einmal drei Prozent der Vorstandsmitglieder – obwohl sie die Mehrheit der Beschäftigten in dieser Branche stellen.

Aufsichtsräte: Frauen meist von Arbeitnehmerseite entsandt
In den Aufsichtsräten sieht die Lage etwas besser aus – der Frauenanteil der Top200-Unternehmen stagniert hier seit Jahren bei etwa zehn Prozent. Zur Spitzengruppe mit einem Frauenanteil von mehr als 25 Prozent im Aufsichtsrat zählen die mittlerweile insolvente Karstadt (35 Prozent), Sanofi Aventis (33,3 Prozent) sowie VR-LEASING (27,3 Prozent).

„Die weiblichen Aufsichtsratsmitglieder werden allerdings überwiegend von den Arbeitnehmern gestellt, die aufgrund der Mitbestimmungsregeln Vertretungen in den Aufsichtsrat entsenden“, sagte DIW-Expertin Elke Holst. Laut der DIW-Studie trifft dies auf 71,6 Prozent aller weiblichen Aufsichtsräte der Top200-Unternehmen zu. „In mehr als einem Viertel aller Unternehmen sitzt aber nicht eine einzige Frau im Aufsichtsrat“, sagte Anita Wiemer, Co-Autorin der DIW-Studie. Hierzu gehörten die Robert Bosch GmbH sowie die Audi AG und die HOCHTIEF AG.

Männerdominanz macht Frauen zu Außenseiterinnen
Die Ursache für die enorme Dominanz von Männern in Führungspositionen sehen die Autorinnen unter anderem in Geschlechterstereotypen und fehlenden Vorbildern. „Männer haben eine viel größere Bandbreite von Rollenvorbildern, denen sie nacheifern können“, sagte Elke Holst. Als Außenseiterinnen sei es für Frauen schwerer, in die einflussreichen „Old-Boys-Networks“ in den Spitzengremien vorzudringen. „Ein größerer Frauenanteil könnte für junge Frauen neue Vorbilder schaffen und zu einem Umdenken führen“, so Elke Holst.

Ohne Sanktionen keine Trendwende
Das Problem sei kein rein deutsches, sondern bestehe – in unterschiedlichem Ausmaß – in vielen Ländern. Ein positives Beispiel bilde Norwegen, wo der Anteil an Frauen in den Aufsichtsräten bei 42 Prozent liegt. In Norwegen wurden die Unternehmen gesetzlich dazu verpflichtet, ihre Aufsichtsräte zu 40 Prozent mit Frauen zu besetzen. „Das Beispiel Norwegen zeigt, dass wir verbindliche Regeln brauchen, um den Frauenanteil in Führungspositionen deutlich zu erhöhen“, so die DIW-Expertin. „Ohne verbindliche Regelungen wird es keine Trendwende geben.“

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