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Managerinnen-Barometer 2011: Zähes Ringen um mehr Frauen in den Spitzengremien großer Unternehmen und Banken

Pressemitteilung vom 18. Januar 2012

Im Jahr 2011 hat sich der Frauenanteil in den Aufsichtsräten und Vorständen großer Unternehmen und Banken in Deutschland kaum verändert. Dies ist das Ergebnis einer aktuellen Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin). Die DIW-Expertinnen Elke Holst und Julia Schimeta konnten im Vergleich zum Vorjahr keinen nennenswerten Anstieg bei der Zahl der Frauen in Top-Positionen beobachten. „Obwohl das Ziel, mehr Frauen in Spitzengremien der Wirtschaft zu berücksichtigen, sowohl in der Öffentlichkeit als auch in der Politik immer stärkere Beachtung findet, werden Frauen an den maßgeblichen wirtschaftlichen Entscheidungsprozessen weiterhin kaum beteiligt“, fasst DIW-Forschungsdirektorin Holst zusammen.

Hintergrund DIW-Managerinnen-Barometer

Das DIW-Managerinnen-Barometer beobachtet die Trends bei der Besetzung von Spitzenpositionen in großen deutschen Unternehmen durch Männer und Frauen. Seit 2006 wird dazu einmal jährlich die Zahl der Frauen in den Vorständen und Aufsichtsräten der 200 größten deutschen Unternehmen sowie der größten Banken, Sparkassen und Versicherungen ausgewertet. In diesem Jahr kamen die DAX30-, MDAX-  und SDAX-Unternehmen sowie die Beteiligungsunternehmen des Bundes hinzu. Zusätzlich wird die Entwicklung im Finanzsektor, also bei den 100 größten Banken und Versicherungen, erfasst.

Im Vorstand der deutschen Top-200-Unternehmen waren Frauen auch 2011 wieder mit nur drei Prozent vertreten. „Hier herrscht eine männliche Monokultur“, so Holst. In den Aufsichtsräten stieg der Anteil leicht von 10,6 Prozent im Vorjahr auf 11,9 Prozent. „Weiterhin sind aber mehr als zwei Drittel der Frauen in Aufsichtsräten Vertreterinnen der Arbeitnehmerschaft, die aufgrund von Mitbestimmungsregelungen in das Gremium gelangten“, erklärt Schimeta. Bei den im Fokus der Öffentlichkeit stehenden DAX-30-Unternehmen nahm der Frauenanteil 2011 gegenüber dem Vorjahr um 1,5 Punkte auf 3,7 Prozent zu.

Erstmals wurden auch die Spitzengremien der mittelgroßen und kleineren börsennotierten Unternehmen des MDAX und SDAX in Deutschland in die Untersuchung einbezogen. Hier ist der Frauenanteil ebenfalls sehr niedrig: Im Jahr 2011 waren nur 2,3 Prozent der Vorstandsmitglieder der MDAX-Unternehmen Frauen, bei den SDAX-Vorständen kamen die DIW-Expertinnen auf 4,8 Prozent Frauen. „Der Anteil von Frauen in Führungspositionen liegt bei den kleineren Unternehmen etwas höher als bei großen, insgesamt reden wir jedoch nur von minimalen Unterschieden. Die Männer-Dominanz ist auch hier überwältigend“, sagt Holst.

Zum zweiten Mal wurden Unternehmen mit Bundesbeteiligung – wie etwa die Deutsche Bahn AG, die KfW-Bankengruppe oder die Deutsche Telekom AG, aber auch kleine Unternehmen, wie die Bayreuther Festspiele GmbH – im DIW-Managerinnen-Barometer untersucht. Hier sind Frauen in den Vorständen mit 8,2 Prozent und im Aufsichtsrat mit 17,7 Prozent vertreten. „Mögliche Erklärungen dafür könnten Unterschiede in der Unternehmensgröße oder Effekte der funktionsgebundenen Gremienbesetzung sein. Die höheren Anteile könnten aber auch als Folgen der Gleichstellungsgesetzgebung im öffentlichen Dienst interpretiert werden“, erklärt Schimeta.

Auch im Finanzsektor gibt es kaum Verbesserungen: In die Vorstände der größten 100 Banken und Sparkassen gelangen Frauen nur im Ausnahmefall. In 88 Prozent der Vorstände sind Männer vollkommen unter sich. Der Frauenanteil liegt auf einem ähnlich geringen Niveau wie in den Jahren davor: in den 100 größten Banken und Sparkassen bei 3,2 Prozent, in den untersuchten 59 Versicherungen bei 3,6 Prozent. Anteilig mehr Frauen sind in Aufsichtsräten vertreten. In Banken und Sparkassen stellen sie 16,6 Prozent und in den Versicherungen 13,1 Prozent der Mitglieder. Bei den Banken entspricht dies einem Anstieg um 1,5 Prozentpunkte in den letzten fünf Jahren. Hier wurde eine große Chance mehr Frauen in Spitzenpositionen zu bringen verpasst. „Im Zuge der Finanzkrise gab es bei Banken und Versicherungen zahlreiche Neubesetzungen und Umstrukturierungen gerade in den Spitzengremien. Diese wurden jedoch nicht dazu genutzt, den Frauenanteil auf der Leitungsebene zu erhöhen – obwohl Frauen die Mehrheit der Belegschaften stellen“, hebt Holst hervor. „Es ist davon auszugehen, dass es hier an innerbetrieblichen Aufstiegschancen und der Förderung von flexiblen Karrierewegen mangelt.“

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