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Gesundheitsrisiko, soziale Absicherung und das Verhalten privater Haushalte - Empirische Analysen auf Basis struktureller Modellierung für Deutschland

Abgeschlossenes Projekt

Abteilung

Staat

Projektleitung

Peter Haan

Projektzeitraum

1. September 2011 - 31. August 2013

Auftraggeber*innen

Fritz Thyssen Stiftung

Schwere Erkrankungen stellen ein wesentliches Risiko für Einkommen und Vermögensbildung der Haushalte in Deutschland dar. Das Risiko eines krankheitsbedingten Verdienstausfalls soll langfristig durch die Erwerbsminderungsrente abgesichert werden. Angesichts der oftmals geringen Rentenansprüche wird das Armutsrisiko aber nur teilweise abgesichert. Dies gilt umso mehr, wenn die gesundheitliche Beeinträchtigung mit Kosten verbunden ist, die über das hinausgehen, was Kranken- und Pflegeversicherung abdecken. Auf Grund der hohen Zugangsvoraussetzungen der Erwerbsminderungsrente, ist darüber hinaus davon auszugehen, dass Gesundheitsbeeinträchtigungen in einigen Fällen statt zu einem vorzeitigen Renteneintritt zu Arbeitslosigkeit führen.

Ziel des Projektes von Prof. Peter Haan vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung in Berlin ist es, empirisch zu untersuchen, ob und in welchem Umfang das Armutsrisiko von Haushalten mit krankheitsbedingtem Verdienstausfall durch das derzeitige Steuer- und Transfersystem in Deutschland kurz- und langfristig abgesichert ist. Kurzfristig kann die gesundheitliche Beeinträchtigung eines Haushaltsmitgliedes zu Verdienstausfällen führen und das verfügbare Einkommen und Konsumverhalten des Haushalts negativ beeinflussen. Bei Paar-Haushalten stellt sich zudem die Frage, inwieweit ein krankheitsbedingter Verdienstausfall des Hauptverdieners durch den Partner kompensiert werden kann (insbesondere bei Pflegebedürftigkeit des Partners). Langfristig akkumulieren sich die Verdienstausfälle und verringern so die Ersparnisse von Haushalten. Auf Grund des Bedeutungsgewinns privater Altersvorsorge birgt dieser langfristige Effekt ein erhebliches Risiko der Altersarmut. Im Rahmen des Projektes werden mögliche Reformszenarien diskutiert und empirisch evaluiert.

Bislang sind die Auswirkungen von Gesundheitsbeeinträchtigungen auf Arbeitsangebot, Einkommen und Vermögensbildung privater Haushalte für Deutschland - aber auch auf internationaler Ebene - nur sehr unzureichend erforscht. Diese Lücke möchte Prof. Haan schließen, indem er unter Nutzung empirischer struktureller Modelle analysiert und ermittelt, wie sich eine angemessene Absicherung von Gesundheitsrisiken erreichen lässt. Hierbei werden mikroökonometrische Methoden verwendet, mit denen sowohl statische strukturelle Modelle als auch dynamische strukturelle Lebenszyklusmodelle geschätzt werden. Die dynamischen strukturellen Lebenszyklusmodelle werden mit dynamischer Optimierung gelöst. Die empirische Schätzung struktureller Parameter erlaubt es zudem, kontrafaktische Szenarien (Reformszenarien) zu simulieren. Dies wird Aufschluss darüber geben, wie sich private Gesundheitsrisiken angemessen und effizient absichern lassen.

Die Analyse stützt sich auf repräsentative Haushaltsdaten. Der zentrale Datensatz ist hierbei das Sozioökonomische Panel (SOEP) für die Erhebungsjahre 2001 - 2009. Information aus der Einkommens- und Verbrauchsstichprobe (EVS) und der SAVE-Studie, vor allem über das Sparverhalten werden zur Validierung und Ergänzung des SOEPs genutzt. Die Komplexität des deutschen Steuer- und Sozialversicherungssystems wird mit Hilfe des Mikrosimulationsmodell STSM abgebildet. Die auf Mikrodaten basierenden Analysen ermöglichen es ferner, die Heterogenität der Effekte, zum Beispiel zwischen Bildungsniveaus sowie alten und neuen Bundesländern zu untersuchen.

DIW Team

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