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Nicht nur Autofahren wird teurer: Öffentlicher Verkehr zieht nach

Pressemitteilung vom 13. Juni 2012

Die Kosten für Mobilität sind in den letzten 20 Jahren deutlich stärker gestiegen als die Lebenshaltungskosten insgesamt. Dabei sind die Kosten für die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel im Durchschnitt sogar stärker gestiegen als die Kosten für das Autofahren. Dies sind die zentralen Ergebnisse einer aktuellen Personenverkehrs-Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin). Unter Berücksichtigung der allgemeinen Preisentwicklung sind die Tarife für Busse und Bahnen um etwa 50 Prozent gestiegen. „Auto und öffentlicher Verkehr ziehen bei den variablen Kosten wie Kraftstoffe und Tickets in etwa gleich“, sagen die DIW-Verkehrsexperten Uwe Kunert und Sabine Radke. Der Vergleich der variablen Kosten sei angemessen, da die meisten Fahrten im öffentlichen Verkehr von Personen getätigt werden, die auch ein Auto zur Verfügung haben und sich deshalb zumindest kurzfristig an diesen Kosten orientieren dürften. Trotz höherer Preise wächst der Anteil des öffentlichen Verkehrs am gesamten Verkehrsaufkommen in Deutschland.

Die privaten Haushalte gaben im Jahr 2010 über 14 Milliarden Euro für Beförderungen im öffentlichen Verkehr aus (gut 10 Euro für 100 Kilometer), für Kraftstoffe über 44 Milliarden Euro (durchschnittlich 6,50 pro 100 Kilometer). Die Ausgaben für Mobilität nehmen nach den Ausgaben für Wohnen den zweiten Rang in den Konsumbudgets ein. Vier von fünf Haushalten verfügen über mindestens ein Auto. Jede Person legt durchschnittlich etwa 15 000 Kilometer im Jahr zurück, davon etwa 11 000 Kilometer mit dem Auto und etwa 2 000 Kilometer mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Der Rest entfällt auf Fuß- und Radwege. Studenten und Erwerbstätige sind die mobilste Bevölkerungsgruppe, wobei die Teilzeit-Erwerbstätigen am häufigsten unterwegs sind und die Vollzeit-Erwerbstätigen mit 21 000 Kilometern jährlich die längsten Strecken zurücklegen. Anders als in früheren Jahrzehnten wächst die gesamte Verkehrsnachfrage seit der Jahrtausendwende nur noch schwach. Dies ist vermutlich auch auf die steigenden Kosten der Mobilität bei stagnierenden Einkommen zurückzuführen. Jedoch haben in den letzten Jahren Wege mit dem Fahrrad und mit den öffentlichen Verkehrsmitteln an Bedeutung gewonnen.

„Forderungen nach einer generellen Kostenentlastung für Autofahrer lassen sich mit unseren Ergebnissen nicht stützen“, so Kunert. Auch von den Benzinpreiserhöhungen waren die deutschen Autofahrer im europäischen Vergleich nicht besonders hart betroffen. Die Möglichkeiten, die Abhängigkeit von Mineralöl zu verringern, sind bisher nur unzureichend ausgeschöpft. So ließe ich zum Beispiel das weniger umweltschädliche und preisgünstige Erdgas relativ schnell durch den Ausbau des Tankstellennetzes stärker nutzen. Die Politik sollte sich in der Förderung von Technologien nicht auf eine einzige Option - wie etwa die Elektromobilität – festlegen und auch die weitere Effizienzsteigerung der konventionellen Antriebe nicht aus dem Blick verlieren.

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