Als Hochfrequenzhandel (HFT) bezeichnet man den computergestützten Handel mit Wertpapieren, bei dem in einem sehr kurzen Zeitraum extrem viele Transaktionen getätigt werden. Die Haltedauer eines Wertpapieres ist dabei sehr kurz. Dafür wird speziell von Großbanken entwickelte Software auf Hochleistungsrechnern eingesetzt, die aufgrund von Entscheidungsmodellen automatisiert diesen Handel durchführt. Die Chicago Federal Reserve Bank schätzt, dass im Jahr 2009 etwa 70 Prozent des US-amerikanischen Aktienhandels automatisiert über hochleistungsfähige Handelscomputer liefen.
Für die entsprechenden Finanzmarktakteure besteht der Vorteil darin, dass durch Stückelung von großen Transaktionsvolumina in kleinere, sequentiell am Markt angebotene Aufträge diese ohne größere Kursausschläge am Markt platziert werden können. Zudem können durch solche Programme Aufträge vor andern, langsameren Händlern im Auftragsbuch der Börse platziert werden. So kann ebenfalls der Kursverlauf beeinflusst werden, wodurch sich Arbitragemöglichkeiten ergeben können. Die Computer können aber auch in Sekundenbruchteilen Kauf- oder Verkaufsaufträge analysieren und damit „Rahm abschöpfen". Platziert beispielsweise ein Pensionsfonds einen Kaufauftrag für eine Aktie, gibt das Computerprogramm Kaufaufträge für die gleichen Titel ein. Es kommt damit dem Pensionsfonds zuvor und verkauft die erworbenen Papiere dann sofort wieder zu einem minimal höheren Preis. Millionen solcher Transaktionen können hohe Gewinne erzeugen. HFT-Systeme fingieren aber auch Aufträge, um herauszufinden, welchen Preis andere Händler zu zahlen bereit sind. Unmittelbar nach dem Absenden werden diese Aufträge wieder storniert. Schätzungen besagen, dass zwischen 80 und 90 Prozent der Aufträge im Hochfrequenzhandel wieder storniert werden. Ist die Zahlungsbereitschaft des Handelspartners bekannt, kann der Verkäufer die maximale Rendite abschöpfen.
Da der Hochfrequenzhandel aufgrund der zugrundliegenden Entscheidungsmodelle oftmals nicht auf unvorhergesehene externe Schocks adäquat reagieren kann, kann es zu Selbstverstärkungsprozessen insbesondere von Kursstürzen, sogenannten Flash Crashs, kommen. Deren Ursachen sind oftmals nachträglich schwer zu identifizieren, da durch die komplexen Interaktionen zwischen Hochfrequenzhandelsprogrammen und den anderen Marktteilnehmern das Gesamtsystem ein unerwartetes Verhalten zeigen kann.
Siehe auch Finanztransaktionssteuer
Lesen Sie mehr zum Thema:
DIW Wochenbericht 35/2012 (PDF, 307.73 KB) "Hochfrequenzhandel bedroht Funktionsfähigkeit der Finanzmärkte"