Um die Zustimmung, die eine politische Partei in der Bevölkerung findet, empirisch zu ermitteln, gibt es neben den offiziellen Wahrergebnissen zwei Indikatoren, die auf der Basis von Befragungen konstruiert werden: die sogenannte Sonntagsfrage und die Parteibindung (wissenschaftlich korrekt Parteiidentifikation, manchmal Anhängerschaft).
Als Sonntagsfrage bezeichnet man die Frage, welche Partei Bürger wählen würden, wenn am nächsten Sonntag Bundestagswahl wäre. Die Sonntagsfrage wird unter anderem in monatlichen Umfragen im Auftrag von ZDF oder ARD, von der Forschungsgruppe Wahlen (Politbarometer) oder von Infratest Dimap (Deutschlandtrend) gestellt. Sie bildet somit die jeweils aktuelle Stimmung in der Bevölkerung gegenüber Parteien ab.
Wahlprognosen berücksichtigen neben der aktuellen Stimmung in der Bevölkerung (Sonntagsfrage) auch oftmals langfristige Bindungen der Bürger (Parteibindung). Ein gängiger Befund in vielen westlichen Ländern ist die abnehmende Häufigkeit von Parteibindungen. Derzeit geben etwa 50 Prozent der Befragten in einer jährlichen Erhebung des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) an, sich langfristig einer Partei verbunden zu fühlen. In den 80er Jahren lag dieser Anteil noch zehn Prozentpunkte höher. Dies bedeutet jedoch nicht, dass die anderen 50 Prozent der Befragten politisch völlig ungebunden sind. Viele Befragte schwanken bei zwei aufeinanderfolgenden Erhebungen zwischen der Nennung einer Parteibindung und politischer Unabhängigkeit.
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DIW Wochenbericht 29/2017 (PDF, 504.74 KB) "Wählerstruktur im Wandel"
DIW Wochenbericht 12/2011 (PDF, 343.91 KB) "Bündnis 90/Die Grünen auf dem Weg zur Volkspartei?"