Effekte von unternehmensspezifischen Schwankungen auf die Gesamtwirtschaft werden auch als Granularitätseffekte bezeichnet. Es handelt sich um Einflüsse, die über den Konzentrationsgrad eines Sektors bzw. einer Volkswirtschaft wirken. Nach der Theorie der Granularität verhält sich die Volatilität des BIP-Wachstums proportional zum Produkt aus Marktkonzentration und unternehmensspezifischen Schwankungen einer Volkswirtschaft. Je höher die Konzentration oder die unternehmensspezifischen Schwankungen, desto größer sind die Granularitätseffekte, desto höher ist also auch die makroökonomische Volatilität.
Das Konzept der Granularität bezieht sich auf die Größe von Unternehmen sowie die Verteilung von kleinen zu großen Unternehmen im Markt. Weisen Märkte eine hohe Konzentration auf, dann haben wenige Großunternehmen hohe Marktanteile und dominieren somit den Markt. Nach der Theorie der Granularität können sich Umsatzschwankungen dieser Großunternehmen bei hoher Marktkonzentration in gesamtwirtschaftlichen Schwankungen niederschlagen. In einer Volkswirtschaft mit vielen Unternehmen von etwa gleicher Größe würden sich unternehmensspezifische Schocks, also zum Beispiel unerwartete (positive oder negative) Änderungen der Umsätze einzelner Unternehmen, im Durchschnitt aufheben. In diesem Fall würden sich Schwankungen auf der Unternehmensebene nicht in gesamtwirtschaftlichen Größen bemerkbar machen.
Mathematisch ausgedrückt ist die notwendige Bedingung für Granularitätseffekte, dass die Verteilung der Unternehmensgrößen einem Potenzgesetz mit unendlicher Varianz folgt. In diesem Fall gilt der zentrale Grenzwertsatz nicht, so dass sich unternehmensspezifische Schocks nicht gegenseitig ausgleichen, wie es bei einer Normalverteilung der Unternehmensgrößen der Fall wäre.
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DIW Wochenbericht 13-14/2013 (PDF, 0.65 MB) "Marktkonzentration im Bankensektor kann makroökonomische Effekte haben"