Pressemitteilung vom 3. Juni 2013
Das Sozio-oekonomische Panel (SOEP) ist die größte und am längsten laufende multidisziplinäre Langzeitstudie in Deutschland. Das SOEP ist am DIW Berlin angesiedelt und wird als Teil der Forschungsinfrastruktur in Deutschland unter dem Dach der Leibniz-Gemeinschaft (WGL) von Bund und Ländern gefördert. Für das SOEP werden seit 1984 jedes Jahr vom Umfrageinstitut TNS Infratest Sozialforschung mehrere tausend Menschen befragt. Zurzeit sind es etwa 30.000 Befragte in knapp 15.000 Haushalten. Die Daten des SOEP geben unter anderem Auskunft über Einkommen, Erwerbstätigkeit, Bildung, Gesundheit und Lebenszufriedenheit. Weil jedes Jahr dieselben Personen befragt werden, können nicht nur langfristige gesellschaftliche Trends, sondern auch die gruppenspezifische Entwicklung von Lebensläufen besonders gut analysiert werden.
Stichwort IAB
Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) der Bundesagentur für Arbeit ist das größte Arbeitsmarktforschungsinstitut in Deutschland. Die Migrations- und Integrationsforschung hat in dem Institut eine lange Tradition. Im IAB gibt es eine Vielzahl von Mikrodaten, die meist im Rahmen der Arbeitsverwaltung erfasst werden, aber auch aus eigenen Erhebungen des IAB stammen. Zu diesen Datensätzen gehört das Panel „Arbeitsmarkt und Soziale Sicherung“ (PASS) und das IAB-Betriebspanel. Mit der IAB-SOEP Migrationsstichprobe werden diese Datensätze um einen wichtigen Baustein erweitert. Mit den Befragungsdaten und administrativen Daten der Sozialversicherungsstatistik lassen sich alle für den Arbeitsmarkt relevanten Aspekte im Lebensverlauf untersuchen.
Professor Joachim Möller, Direktor des IAB in Nürnberg, und Professor Gert G. Wagner, Vorstandsmitglied des DIW Berlin, erklärten, dass „mit dieser gemeinsamen Befragung von Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland neue Wege der Datenerhebung beschritten werden, die die Analysepotenziale der Migrations- und Integrationsforschung erheblich erweitern werden.“ Das Projekt wird durch Mittel des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales, der Bundesagentur für Arbeit und der Leibniz-Gemeinschaft finanziert. Wissenschaftliche Leiter des Vorhabens sind Professor Herbert Brücker vom IAB in Nürnberg und Professor Jürgen Schupp vom DIW Berlin.
Grundlage des gemeinsamen Migrationssamples sind zwei Stichproben von Menschen mit Migrationshintergrund – eine Stichprobe des IAB und eine des Sozio-oekonomischen Panel (SOEP), das im DIW Berlin angesiedelt ist. Die künftige gemeinsame Stichprobe von IAB und SOEP wird mehr als 2.500 Haushalte umfassen, in denen jeweils mindestens eine Person lebt, die selbst zugewandert ist oder deren Eltern zugewandert sind. Die Daten wurden aus den „Integrierten Erwerbsbiografien“ (IEB) des IAB gezogen, eine Datenbasis, die alle Arbeitnehmer, Arbeitslose und Teilnehmer in arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen in Deutschland umfasst. Diese Datengrundlage eröffnet neue Spielräume insbesondere für die Untersuchung der Arbeitsmarktintegration von Migranten.
In der IAB-SOEP-Migrationsstichprobe werden einige Nationalitäten besonders berücksichtigt: Haushalte mit Migrantinnen und Migranten aus Polen, Rumänien, den GUS-Staaten, der Türkei, dem ehemaligen Jugoslawien, den südeuropäischen Ländern Italien, Spanien und Griechenland sowie aus arabisch und muslimisch geprägten Ländern werden überdurchschnittlich in die Untersuchung einbezogen. Zudem werden die Wissenschaftler beider Forschungseinrichtungen die Befragungsdaten – nach Einholung des Einverständnisses der Betroffenen – mit Informationen aus den Integrierten Erwerbsbiografien verknüpfen. Auf diesem Weg entsteht eine neuartige Datenbasis, die unter Einhaltung strengster Datenschutzbestimmungen und bei vollständiger Anonymisierung die umfassenden Informationen einer Haushaltsbefragung mit den präzisen Arbeitsmarktinformationen der Sozialversicherungen verknüpft. Dadurch entstehen völlig neue Analysepotenziale für die Forschung. Dieses Survey-methodisch innovative Zusatzprojekt wird unter dem Namen „SOEP-REC-LINK“ im Rahmen des Paktes für Forschung und Innovation der Leibniz-Gemeinschaft für drei Jahre gefördert.