DIW Wochenbericht 13 / 2000, S. 180-184
Ulrich Fritsche
Für die Entwicklung der Investitionen in den Ländern der EWU ist derzeit von besonderer Bedeutung, wie sich die Konjunktur nach etwas mehr als einem Jahr der Währungsunion entwickelt hat und wie die verschiedenen Volkswirtschaften die Auswirkung der Asienkrise überwunden haben. Vor Beginn der europäischen Währungsunion (EWU) ging es um die Frage, ob nicht nur die konjunkturelle Entwicklung in Europa synchron verlaufen würde, sondern auch auf welchem Niveau sich eine Angleichung der Realzinsen vollziehen würde. Befürchtungen, dass die Realzinsen im EWU-Durchschnitt steigen würde, wurden entkräftet. Stattdessen näherten sie sich dem vergleichsweise niedrigen deutschen Niveau an. Wegen der Stabilitätsfortschritte bedeutet dies für die meisten Länder eine Senkung der nominalen Verzinsung. Dies ermöglichte einigen Ländern wie Spanien oder Irland schon im Vorfeld der Währungsunion beeindruckende Wachstumsraten. Auch Länder wie Deutschland, in denen die direkten Effekte der Zinskonvergenz gering waren, profitieren von der steigenden Nachfrage insbesondere nach Investitionsgütern. Allerdings kam durch die weltweiten Turbulenzen im Gefolge der Asienkrise auch in Europa in den Jahren 1998 und 1999 zu einer Abschwächung der konjunkturellen Dynamik. Gestützt auf einen unerwartet schwachen Euro/Dollar-Wechselkurs sowie die Konjunkturerholung in den krisengeschüttelten Ländern belebte sich im Jahresverlauf 1999 auch die wirtschaftliche Entwicklung in den Ländern des EWU-Raumes wieder.
Themen: Produktivität, Immobilien und Wohnen