Geldpolitik in besonderer Verantwortung für den Aufschwung

DIW Wochenbericht 47 / 2000, S. 801-806

Silke Tober

Abstract

Die kurzfristigen Zinsen im Euroraum wurden in den vergangenen 12 Monaten deutlich angehoben. Damit ging die Geldpolitik auf einen restriktiven Kurs, doch hat der Außenwert des Euro im selben Zeitraum stark abgenommen. Insgesamt sind die monetären Rahmenbedingungen im Euroraum gegenwärtig neutral, d.h. sie stehen einem Wachstum in Höhe der Ausweitung des Produktionspotentials nicht entgegen. Angesichts moderate Lohnsteigerungen sind weitere Zinsschritte trotz der deutlichen Verteuerung des Öls, die den Preisauftrieb verstärkt, nicht erforderlich. Im kommenden Jahr werden die Preissteigerungsraten im Euroraum wieder zurückgehen. Mit den jüngsten Devisenmarktinterventionen zugunsten des Euro hat die EZB ein Signal gesetzt, mit dem sie die auf Grund ökonomischer Fundamentalfaktoren zu erwartende Wende beim Euro-Kurs unterstützt. Kommt es tatsächlich zu einer kräftigen Aufwertung des Euro, sollte die EZB die Zinsen unverzüglich wieder senken, um die wirtschaftliche Expansion nicht zu gefährden. Denn eine lang andauernde Aufschwungsphase ist erforderlich, wenn die noch immer hohe Arbeitslosigkeit im Euroraum deutlich verringert werden soll.

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