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Inflationsunterschiede im Euroraum: muss die EZB ihr Stabilitätsziel revidieren?

DIW Wochenbericht 38 / 2001, S. 591-597

Katja Rietzler, Kirsten Lommatzsch

Abstract

Die Inflationsunterschiede zwischen den Ländern des Euroraums haben sich nach einem beispiellosen Konvergenzprozess im Vorfeld der Währungsunion zuletzt wieder vergrößert. Die Abweichung zwischen der höchsten und der niedrigsten Teuerungsrate betrug im August dieses Jahres mehr als 3 Prozentpunkte, nach nur 0,6 Prozentpunkten im Jahre 1997. Zur Erklärung wird häufig darauf verwiesen, dass es in wirtschaftlich aufholenden Ländern zwangsläufig zu relativ hohen Inflationsraten kommt, da die kräftigen Lohnzuwächse in produktiven Sektoren auf unproduktivere Bereiche übergreifen. Dies schlägt sich in einer höheren Inflationsrate des gesamten Währungsraums nieder. Teilweise wird gefordert, dass die Geldpolitik dem Rechnung trägt, indem das Stabilitätsziel entsprechend großzügig bemessen wird; für die EZB würde dies eine Erhöhung von 2 % auf 2 1/2 % bedeuten. Eine Analyse für Spanien, dem mit Abstand größten der aufholenden Länder, zeigt jedoch, dass der Inflationsunterschied nicht mit dem Aufholprozess, sondern mit einer stabilitätswidrigen Lohnpolitik erklärt werden muss.

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