Vierteljahrshefte zur Wirtschaftsforschung 4 / 2002, S. 411-426
Martin Schellhorn
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In diesem Papier wird diskutiert, ob die Einführung wählbarer Selbstbehalte in der Gesetzlichen Krankenversicherung einen sinnvollen Weg zur Kosteneinsparung im Gesundheitswesen darstellt. Ausgehend von Befunden aus dem schweizerischen Gesundheitssystem, das solche wählbaren Selbstbehalte in der obligatorischen Grundversicherung seit 1996 kennt, wird argumentiert, dass die Wahlmöglichkeit des Selbstbehalts keinen starken Einfluss auf das Patientenverhalten zu haben scheint. Der Großteil der beobachteten Reduktion der Anzahl der Arztbesuche bei Versicherten mit höheren Selbstbehalten ist durch Selbstselektion zu erklären. Gesündere Versicherte oder Versicherte, die aufgrund ihrer Präferenzen weniger medizinische Leistungen in Anspruch nehmen, wählen höhere Selbstbehalte. Eine durch die gewählte höhere Selbstbeteiligung induzierte Verhaltensänderung in Richtung einer sparsameren Inanspruchnahme des Gesundheitswesens ist kaum festzustellen. Soll trotzdem eine Wahlmöglichkeit bei Selbstbehalten in Deutschland eingeführt werden, gilt es die Systemunterschiede zwischen der Individualversicherung (CH) und der Familienversicherung (D) zu beachten. Die Einführung von nicht wählbaren Kostenbeteiligungen der Patienten scheint leichter durchsetzbar, da die Selbstselektion von Gesunden und Kranken in verschiedene Versicherungskontrakte, die vielfach als unsolidarisch empfunden wird, nicht auftreten kann.
Themen: Gesundheit
DOI:
https://doi.org/10.3790/vjh.71.4.411
Frei zugängliche Version: (econstor)
http://hdl.handle.net/10419/99269