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Primärenergieverbrauch in Deutschland von hohen Energiepreissteigerungen und konjunktureller Belebung geprägt

DIW Wochenbericht 7 / 2005, S. 117-130

Franz Wittke, Hans-Joachim Ziesing

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Abstract

Der Primärenergieverbrauch in Deutschland hat sich im Jahre 2004 mit rund 493 Mill. t SKE (14 438 Petajoule) gegenüber dem Vorjahr kaum verändert. Dabei standen den verbrauchssteigernden Effekten infolge der konjunkturellen Belebung die dämpfenden Einflüsse der im Verlauf des Jahres kräftigen Energiepreissteigerungen gegenüber, die den Anreiz zur Energieeinsparung verstärkt haben. Der Rückgang beim registrierten Mineralölverbrauch überzeichnet freilich die tatsächliche Verbrauchsentwicklung. So haben die hohen Preise insbesondere beim leichten Heizöl zu einer erheblichen Kaufzurückhaltung geführt; der tatsächliche Ölverbrauch ging aber nicht in gleichem Umfang zurück, da die Verbraucher ihre Lagerbestände deutlich abgebaut haben. Der Einfluss der Temperatur war im vergangenen Jahr nicht eindeutig: Während die Witterung in der Heizperiode wärmer war als im entsprechenden Vorjahreszeitraum, fiel sie wegen der vergleichsweise niedrigen Temperaturen in den Sommermonaten über das gesamte Jahr gerechnet etwas kühler aus. Bereinigt um den Temperatureffekt und um den – nur grob abschätzbaren – Lagerbestandseffekt dürfte der Primärenergieverbrauch 2004 gegenüber 2003 um rund 1% höher ausgefallen sein. Bei einer Steigerung der gesamtwirtschaftlichen Leistung um 1,7 % hat sich die Energieproduktivität der Volkswirtschaft temperatur- und lagerbestandsbereinigt im vergangenen Jahr nur um 0,6 % verbessert. Im Durchschnitt der Jahre von 1991 bis 2003 war die Steigerung mit 1,2 % doppelt so hoch. Der Bruttostromverbrauch lag 2004 um 0,7 % höher als im Vorjahr; die gesamtwirtschaftliche Stromproduktivität, die im Vorjahr noch deutlich gesunken war, nahm wieder zu (+0,9 %). Die Bruttostromerzeugung übertraf 2004 das Vorjahresniveau um 0,5%. Nach wie vor rangiert die Kernenergie bei der Stromerzeugung an erster Stelle, gefolgt von der Braunkohle und der Steinkohle. Beträchtlich ausgeweitet – um fast ein Drittel – wurde abermals die Stromerzeugung in Windkraftanlagen; im Jahre 2004 dürften reichlich 4% der gesamten Stromerzeugung auf der Basis von Windenergie produziert worden sein. Der Beitrag aller erneuerbaren Energien zur Bruttostromerzeugung dürfte 2004 bei 9% gelegen haben. Bei den Ölpreisen kam es 2004 zeitweilig zu einem dramatischen Anstieg auf Spitzenwerte von mehr als 50 US-Dollar/bbl. Insgesamt war der Weltmarktpreis für Rohöl (Marke Brent) Ende 2004 um rund 40 % höher als Ende 2003. Der Jahresverlauf war aber von erheblichen Preisschwankungen geprägt. Bei steigendem Wechselkurs des Euro schlugen sich die Weltmarktpreise nur abgeschwächt in der deutschen Importbilanz nieder. Immerhin kostete das importierte Rohöl auf Euro-Basis im November 2004 fast ein Drittel mehr als im Dezember 2003. Die Importpreise für Erdgas, die 2004 zunächst sogar niedriger waren als in den entsprechenden Vorjahresmonaten, zogen erst zum Jahresende kräftig an – im November 2004 waren sie um 14 % höher als im Dezember 2003. Erheblich gestiegen sind die Preise für Steinkohlenimporte: Im dritten Quartal 2004 waren sie um rund 40 % höher als im vierten Quartal 2003. Anders als im Vorjahr war der Strommarkt im Jahre 2004 durch vergleichsweise schwache Preisbewegungen gekennzeichnet. Die Großhandelspreise am Spotmarkt der Leipziger Strombörse lagen im Jahresdurchschnitt 2004 um 3,3 % unter dem Vorjahrsniveau; am Terminmarkt waren die Strompreise für den Grundlast- Jahresfuture 2005 lediglich um 1,4 % höher.


Frei zugängliche Version: (econstor)
http://hdl.handle.net/10419/151358

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