Die Abteilung Staat im DIW Berlin baut ein Konsumsteuer-Mikrosimulationsmodell auf, das auf repräsentativen Einzeldaten (scientific use files) der Einkommens- und Verbrauchsstichprobe (EVS) 1998 und 2003 basiert. Damit lassen sich Simulationsrechnungen zur Mehrwertsteuerbelastung der privaten Haushalte nach geltendem Recht und für veränderte Steuersätze durchführen. Verhaltensanpassungen der Haushalte werden beim bisherigen Entwicklungsstand des Modells nicht abgebildet. Die Integration derartiger Module ist geplant. Der verfügbare Mikrodatensatz der EVS 2003 enthält 132 Einzelpositionen zu den privaten Konsumausgaben. Einzelne Ausgabenpositionen sind allerdings nicht hinreichend detailliert ausgewiesen, um die Steuersatzdifferenzierungen der Mehrwertsteuer exakt abbilden zu können; diese müssen durch Schätzungen aufgeteilt werden. Bei "unecht" steuerbefreiten Umsätzen (ohne Vorsteuerabzug) müssen Annahmen getroffen werden, in welchem Umfang die Vorsteuerbelastung auf die Endnachfrager weiter gewälzt wird. Dies ist insbesondere ein Problem bei Wohnungsbauinvestitionen, da sich die Vorbelastung auf lange zurückliegende Bauleistungen beziehen kann. Maßgeblich für die Belastungs- und Verteilungswirkungen der Mehrwertsteuer in Relation zum verfügbaren Haushaltseinkommen sind Unterschiede im Sparverhalten sowie bei den sonstigen Ausgaben. Mit zunehmendem Haushaltseinkommen sinkt die Belastungsrelation der Mehrwertsteuer bezogen auf das verfügbare Einkommen ("Regression"). Bezogen auf die Konsumausgaben wirkt die Mehrwertsteuerbelastung weitgehend proportional. Nur geringe Einflüsse auf die Steuerbelastungen haben Unterschiede in der Alterssicherung oder unterschiedliche Haushalts- und Familientypen.
Themen: Steuern
Frei zugängliche Version: (econstor)
http://hdl.handle.net/10419/129219