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Länderfinanzausgleich vor der Reform: eine Bestandsaufnahme

DIW Wochenbericht 28 / 2014, S. 671-682

Marius Bickmann, Kristina van Deuverden

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Abstract

Eine der Hauptaufgaben in dieser Legislaturperiode besteht in der Neuordnung der föderalen Finanzbeziehungen zum Jahr 2020. Es geht um viel Geld: Im Jahr 2013 sind im Rahmen des Finanzausgleichs knapp 14 Prozent des letztlich den Ländern zufließenden Steueraufkommens umverteilt worden. Das bestehende System ist historisch gewachsen, höchst komplex und in sich verschachtelt. Der aufgestaute Änderungsbedarf ist groß und eine grundlegende Neuordnung der föderalen Finanzbeziehungen wäre wünschenswert. Es werden aber wohl wieder nur graduelle Änderungen die Chance auf eine Einigung haben. Die politischen Verhandlungen dürften von der Frage dominiert werden, wer wieviel zahlen oder wieviel bekommen wird. Offensichtlich ist der hohe Grad bei der Angleichung der Finanzkraft der Länder die zentrale Größe für das Volumen der Finanztransfers. Einen entscheidenden Einfluss haben aber auch andere Parameter. Es ist keineswegs abschließend geklärt, welche Steuereinnahmen einbezogen oder wie die Zahl der Einwohner bei der Berechnung des Finanzbedarfs berücksichtigt werden sollen. Schließlich werden auch die ergänzenden Zuweisungen des Bundes in der Diskussion stehen. Jeder Eingriff wird Gewinner und Verlierer zurücklassen. In diesem Beitrag werden einige graduelle Änderungen exemplarisch quantifiziert. Für die politischen Verhandlungen problematisch ist, dass die Gewinne und Verluste sehr ungleich auf die Länder verteilt sind. Während Bayern die größten Gewinne erwarten kann, sind es vor allem Berlin, die Stadtstaaten und die neuen Länder die verlieren. Die hohe Konzentration von Gewinnen und Verlusten auf einzelne Länder dürfte politisch wohl nur schwer hinnehmbar sein. Wenn eine grundlegende Neuordnung nicht gelingt, ein gewisser Grad an Anpassung aus politischen Gründen aber als wünschenswert angesehen wird, muss der Bund wohl entscheiden, ob er eine größere Rolle spielen will. Gut wäre eine solche Lösung nicht, dann sollte eher die zugrunde liegende Steueraufteilung angepasst werden.

One of the key tasks of this legislative period is to restructure the federal fiscal equalization system by 2020. There is a lot of money involved: in 2013, nearly 14 percent of ultimate tax revenue from the Länder was redistributed. The existing system has developed over time, is highly complex and convoluted. Thus, there is a high demand for modifications and fundamental adjustments would be desirable. However, it is likely that political agreement will only be reached on partial changes to the existing system. Ultimately, negotiations are likely to be dominated by the issue who gets or pays how much. Obviously the volume of fiscal transfers is essentially driven by the high degree of equalization concerning the fiscal power of the Länder. But there are also other drivers that are of high relevance. It is not yet finally decided which tax revenue should be included or how the number of inhabitants should be taken into account. Finally, supplementary grants will be a task under consideration. In general, any intervention to the system will leave winners and losers behind. Thus, in this report, exemplary changes to the system will be evaluated and quantified. In view of the political process the current uneven distribution of profits and losses among the Länder is a challenge. While Bavaria can expect high gains, Berlin, the two other city-states and the new Länder will lose out. High concentration of gains and losses among individual Länder is from a political point of view difficult to accept. If no fundamental reform can be worked out, though some form of modification is regarded necessary, the Bund will have to decide on the degree of his engagement. This is not a good solution, rather adjustments regarding the distribution of tax revenue should be considered.

Kristina van Deuverden

Wissenschaftliche Mitarbeiterin im Vorstand



JEL-Classification: H70
Keywords: public finance, fiscal federalism
Frei zugängliche Version: (econstor)
http://hdl.handle.net/10419/99966

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