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Sichere Anleihen für die Währungsunion: Stärkung des Bailout-Verbots durch ein stabileres Finanzsystem

DIW Wochenbericht 36 / 2014, S. 827-837

Philipp Engler, Christoph Große Steffen

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Abstract

Die Kosten einer Staatspleite innerhalb der Eurozone sind aufgrund der Auswirkungen auf das Finanzsystem unkalkulierbar. Über Ansteckungseffekte besteht die Gefahr einer tiefen Rezession in der gesamten Währungsunion. Dies zwingt die Euro-Mitgliedstaaten in Krisenzeiten zu kostspieligen Rettungsmaßnahmen. Von der Rettungspolitik in der jüngsten Krise ging das Signal aus, die Staatsschulden im Euroraum unterlägen einer Gemeinschaftshaftung. Damit wurden Anreize zur Haushaltsdisziplin vorläufig ausgehebelt. Auf dieser Basis wird hier argumentiert, dass eine langfristige Ergänzung des institutionellen Gefüges im Euroraum um gemeinschaftlich begebene Anleihen die derzeit bestehenden verzerrten fiskalischen Anreizwirkungen verbessert. Ein solcher sicherer Hafen für die Eurozone kann entscheidend zur Stabilisierung des Finanzsystems in Krisenzeiten beitragen. Indem die indirekten Kosten einer Restrukturierung von Staatsschulden über die Auswirkungen auf das Bankensystem gesenkt werden, wird eine Restrukturierung von Schulden öffentlicher Schuldner in der Eurozone unter ökonomisch vertretbaren Kosten möglich. Das dadurch gestärkte Bailout-Verbot dürfte eine wieder zunehmend risikoorientierte Verzinsung nationaler Schulden bewirken. Zu diesem Zweck ist eine begrenzte gemeinschaftliche Haftung unter strengen Auflagen zu begrüßen, da sie Marktanreize zur Disziplinierung nationaler Ausgaben nutzbar macht und somit das Überschuldungsproblem im Euroraum langfristig einzuschränken hilft. Als Voraussetzung für die Schaffung gemeinschaftlicher Anleihen müssten bindende finanzpolitische Regeln eingeführt werden, damit in begrenztem Umfang Souveränitätsrechte an eine zentrale fiskalische Instanz delegiert werden können. Kurzfristig sind somit die Bedingungen für gemeinschaftliche Anleihen nicht gegeben.

The cost of government insolvency in the euro area is incalculable due to the repercussions for the financial system. As a result of contagion effects, there is a risk that the entire Monetary Union could be pushed into a deep recession. This forces euro area member states to implement rescue packages during periods of crisis, at a high cost to taxpayers. The bailout policy adopted during the most recent crisis was an indication that sovereign debt in the euro area would be subject to joint liability. This temporarily eliminated incentives for budgetary discipline. On this basis, it is argued that enhancing the institutional framework of the euro area by issuing common bonds would alleviate the existing distortions of fiscal incentive effects in the euro area in the long term. Such a “safe haven” for the euro area could make a major contribution to stabilizing the financial system during periods of crisis. The positive impact this would have on the banking system could reduce the indirect costs of restructuring government debt which, in turn, would make restructuring debt from public debtors in the euro area economically feasible. This would strengthen the no-bailout rule which, again, is likely to result in an increasingly risk-based approach to interest on national debt. With this in mind, limited joint liability under strict conditions would be a welcome measure since it takes advantage of market incentives to cut public spending and consequently helps alleviate the problem of over-indebtedness in the euro area in the long term. Since effective fiscal rules or a partial fiscal union are a necessary condition for common bonds, the creation of safe bonds for the European Monetary Union will stay on the agenda for some time.



JEL-Classification: E44;F55;H63
Keywords: monetary union, sovereign debt crisis, banking crisis, fiscal transfers, institutional reform
Frei zugängliche Version: (econstor)
http://hdl.handle.net/10419/102082

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