Umschuldungen im Euroraum: wie lassen sich Staatsschulden effizienter restrukturieren?

DIW Wochenbericht 39 / 2014, S. 923-931

Christoph Große Steffen, Julian Schumacher

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Abstract

Eine rechtzeitigere Restrukturierung der Staatsschulden Griechenlands wäre vorteilhaft gewesen – diese Beurteilung hat der Internationale Währungsfonds (IWF) im Frühjahr dieses Jahres abgegeben. Doch welche Lösungsansätze sind für eine frühe Schuldenrestrukturierung überhaupt denkbar? Der vorliegende Bericht zeigt, dass bisherige Reformen, insbesondere die Einführung von Umschuldungsklauseln, in ihrer derzeitigen Form nicht ausreichen dürften. Andererseits ist eine institutionelle Lösung in Form eines internationalen oder europäischen Insolvenzregimes politisch nur schwer umsetzbar. Deshalb lautet ein Vorschlag, künftige Anleihen im Euroraum vertraglich so umzugestalten, dass Schuldenrestrukturierungen leichter möglich sind. Konkret sollten stärkere Kollektivklauseln in Anleiheverträge eingefügt und die anteilsmäßige Auszahlung aller Gläubiger reformiert werden, um im Falle einer Umschuldung die Auswirkungen möglicher Rechtsstreitigkeiten zu begrenzen. Auf diesem Wege würden Schuldenrestrukturierungen erleichtert und zudem die No-Bailout-Regel glaubwürdiger gestaltet, womit Anleihezinsen wieder ihre disziplinierende Wirkung auf Staaten entfalten könnten.

The International Monetary Fund (IMF) stated in spring of this year that a more timely restructuring of Greece’s sovereign debt would have been beneficial. But what are the possible solutions for early debt restructuring? The present report shows that current reforms, in particular introducing collective action clauses, are unlikely to be sufficient in their current form. Alternatively, an institutional solution in the form of an international or European insolvency regime is politically difficult to implement. Therefore, one approach might be to reconfigure contracts for future bonds in the euro area such that debt restructuring is made easier. More specifically, more powerful collective action clauses should be included in bond contracts and the ratable payment of all creditors be reformed in order to limit the impact of legal disputes, in the event of a debt restructuring. This approach would simplify future debt restructuring operations and make the no-bailout rule more credible, thus maximizing the disciplinary effect of interest rates on governments.



JEL-Classification: D78;F34;K12;K33
Keywords: Sovereign debt, International financial assistance, Holdout, Coordination problem, Collective action clauses
Frei zugängliche Version: (econstor)
http://hdl.handle.net/10419/104026

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