Direkt zum Inhalt

Frauenanteil in DAX-30-Vorständen steigt wieder

Pressemitteilung vom 24. Oktober 2014

DIW Berlin wertet aktuelle Entwicklung aus – Ein Drittel der Unternehmen erfüllt die von der Bundesregierung geplante Frauenquote für Aufsichtsräte – Drei neue Vorständinnen erhöhen Frauenanteil auf sieben Prozent

Der Abwärtstrend scheint zumindest vorerst gestoppt: Nachdem der Frauenanteil in den Vorständen der DAX-30-Unternehmen seit Ende 2012 durchgehend von 7,8 Prozent auf 5,5 Prozent im Juli dieses Jahres gesunken war, liegt er nun bei sieben Prozent. Drei Vorständinnen wurden in den vergangenen Monaten berufen, sodass in den Führungsgremien der 30 größten börsennotierten Unternehmen Deutschlands nun 13 von 185 Vorstandsposten mit Frauen besetzt sind. Der Frauenanteil in den Aufsichtsräten liegt derweil unverändert bei 24,7 Prozent. Das ergibt eine aktuelle Auswertung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin). „Es besteht Hoffnung, dass die Talsohle beim Frauenanteil in den Vorständen der DAX-30-Unternehmen durchschritten ist“, sagt Elke Holst, Forschungsdirektorin für Gender Studies am DIW Berlin. „Ob die Entwicklung nachhaltig ist, muss sich allerdings erst noch zeigen.“

Zwischen Ende 2008 und Mitte Juli 2014 nahmen insgesamt 18 Frauen einen Sitz in einem DAX-30-Vorstand ein, acht von ihnen schieden wieder aus. Neu hinzugekommen sind in der aktuellen Auswertung Dr. Ariane Reinhart bei Continental, Lisa Davis bei Siemens und Giuseppina Albo bei Munich Re. Albo ist damit bereits die zweite Frau, die in diesem Jahr in den Vorstand des Rückversicherers eingezogen ist – bereits Anfang des Jahres war Dr. Doris Höpke ernannt worden. Die nun insgesamt 13 Frauen verteilen sich auf elf DAX-30-Vorstände. Die Zuständigkeiten der Vorständinnen haben sich im Laufe der Jahre geändert; die Mehrzahl ist mittlerweile nicht mehr für Personal, sondern für einen anderen Bereich zuständig.

Höher als der Anteil der Vorständinnen ist mit 24,7 Prozent der Anteil der Aufsichtsrätinnen in den Dax-30-Unternehmen, das entspricht 121 Frauen bei insgesamt 490 Mitgliedern. Ein Drittel der Unternehmen erfüllt die von der Bundesregierung geplante Frauenquote in Höhe von 30 Prozent für Aufsichtsräte. Die Größe von 30 Prozent wird dabei als Untergrenze verstanden, ab der sich Nachteile signifikant verringern lassen, die Frauen aufgrund ihrer numerischen Minderheit im Gremium (sogenannter „Token-Status“) entstehen – etwa durch besondere Beobachtung und verstärkte geschlechterstereotypische Bewertungen. Mit der Frauenquote wird zudem oft die Hoffnung verbunden, dass mehr Frauen in Top-Gremien auch positive Auswirkungen auf die Aufstiegschancen von Frauen insgesamt auf allen Hierarchieebenen haben. An der Spitze der DAX-30-Unternehmen steht mit einem Frauenanteil von 44 Prozent Henkel, das auch als einziges Unternehmen dieser Kategorie eine Aufsichtsratsvorsitzende hat. Ebenfalls bei 30 Prozent oder mehr liegen Munich Re, Merck, Deutsche Bank, Lufthansa, Deutsche Post, Deutsche Telekom, Adidas, Allianz und Commerzbank. Ganz am Ende hingegen stehen Fresenius Medical Care und Fresenius, in deren Aufsichtsrat keine einzige Frau vertreten ist.

„Bei den Aufsichtsräten sind die DAX-30-Unternehmen wesentlich weiter als bei den Vorständen, was die Frauenanteile betrifft“, sagt Holst. „Um die überwältigenden Männerdomänen insbesondere in den Vorständen in absehbarer Zeit zu überwinden, braucht es größere und nachhaltige Schritte.“ Dazu gehörten neben einer systematischen Verbesserung der innerbetrieblichen Aufstiegsmöglichkeiten für Frauen bis in höchste Führungsebenen auch verbindliche Zielgrößen und Zeitpläne, wie mehr Frauen in Spitzenpositionen gebracht werden sollen. Zudem müssten Einstellungen, Beförderungen und Gehaltsstrukturen transparenter gemacht werden. Nicht zuletzt sollten Arbeitgeber beispielsweise die Arbeitszeiten, Anwesenheitspflichten und Karrieremodelle für Frauen und Männer flexibler handhaben und ihre Beschäftigten bei der Kinderbetreuung unterstützen, so Holst.

keyboard_arrow_up