DIW Wochenbericht 8 / 1987, S. 108-112
Reinhard Pohl
Im Jahre 1986 hat sich die Finanzierungsposition der Unternehmen in der Bundesrepublik Deutschland auf zweifache Weise verbessert: Erstens nahmen, vor allem wegen der drastischen Einfuhrverbilligung, die Eigenmittel stärker zu als die lnvestitionsausgaben, so daß die Nettokreditaufnahme (das Finanzierungsdefizit) der Unternehmen sank. Zweitens lösten die Unternehmen, da sie wohl kaum noch mit Zinssenkungen rechneten, in erheblichem Umfang kürzerfristige Kredite durch längerfristige Fremdmittel ab. 1987 wird es kaum noch eine Kostenentlastung auf der Einfuhrseite geben; die Unternehmen werden zur Finanzierung ihrer nochmals steigenden Investitionen vermehrt auf Fremdmittel zurückgreifen. Trotzdem wird die Konsolidierung ihrer Verschuldung weitere Fortschritte machen. Das Finanzierungsdefizit des Staates wird 1987 nur wenig größer sein als 1986. Obwohl es - wie schon 1986 - überwiegend mit langfristigen Mitteln gedeckt wird, ist nicht mit einer Überforderung des Anleihemarktes zu rechnen: Einerseits wird zwar mit dem Nachlassen der Spekulation auf eine weitere Aufwertung der D-Mark die Wertpapiernachfrage des Auslandes erheblich sinken, andererseits dürften aber die privaten Sparer mehr und mehr dazu übergehen, ihre im vorigen Jahr angesammelten beträchtlichen liquiden Mittel dem Rentenmarkt zuzuführen.
Themen: Finanzmärkte