Energiewirtschaft der UdSSR: forcierte Erdgasförderung hat Erdölexporte stabilisiert

DIW Wochenbericht 29 / 1985, S. 329-336

Jochen Bethkenhagen

Abstract

Die Sowjetunion ist der bedeutendste Produzent von Erdöl und Erdgas in der Welt. Erstmals in der Nachkriegszeit ist 1984 die Erdölproduktion zurückgegangen; für 1985 zeichnet sich eine Fortsetzung dieses Trends ab. Dagegen expandiert die Erdgasindustrie weiterhin kräftig und ermöglichte eine Zunahme von Energieverbrauch und Energieexport. Dieser hat einen Anteil von 15 vH an der lnlandsproduktion. Nach ersten Schätzungen nahm der Primärenergieverbrauch mit 3 vH genauso schnell zu wie das produzierte Nationaleinkommen. Einsparerfolge konnten damit nicht erreicht werden. Ihre Ausfuhren an Erdöl und Erdgas in westliche Industrieländer erhöhte die Sowjetunion 1984 um 7,5 vH. Die Dollarerlöse sind jedoch von 21 Mrd. auf 20,5 Mrd. geringfügig zurückgegangen. An Bedeutung gewonnen haben die Ölimporte der UdSSR, die 20 Mill. t erreicht haben (1980: 6 Mill. t). Dies hat auch zu einer Erweiterung des Exportspielraums beigetragen. Die Machtposition der UdSSR auf dem internationalen Ölmarkt ist allerdings nach wie vor gering; ihr Angebot entspricht etwa 6 vH der Weltexporte. Die Aussichten für eine weitere Expansion der Deviseneinnahmen aus Energieexporten sind insgesamt ungünstig. ln Zukunft werden sich zwar die Erdgasexporte weiter erhöhen. Ölpreissenkung, Dollarabwertung und eine mögliche Abnahme der Erdölexporte als Folge des Förderrückgangs werden aber den Handlungsspielraum der Sowjetunion im Westhandel einengen.

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